Kommentar:Mangelhaft bis ungenügend

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Schulcontainer sind viel besser als ihr Ruf - eigentlich. In München macht eine Serie von Pannen die an sich sinnvollen Behelfsbauten zum Problemfall

Von Melanie Staudinger

Die Münchner Stadtverwaltung ist nicht glücklich darüber, dass sich das Wort "Schulcontainer" durchgesetzt hat. Container - das klingt eher nach Mülltonne, im besten Falle vielleicht noch nach den Transportbehältern auf Hochseefrachtern. Nach einer Schule aber, einem richtigen Schulhaus, hört sich das nicht an. Abseits der Wortklauberei allerdings haben Schulcontainer generell ihr schlechtes Image zu Unrecht. Sie sind moderner eingerichtet als die alten Schulgebäude, die seit Jahrzehnten auf ihre Sanierung warten. In den Zimmern ist es angesichts der Schalldämmung viel ruhiger. Es riecht dort nach neuen Möbeln und nicht nach Schulmuff. Und auch wenn sich das Gerücht hartnäckig hält: Es gibt fließendes Wasser und sogar Toiletten.

Zwei große Pavillonprogramme hat die Stadt bereits größtenteils abgearbeitet, weitere werden folgen. An sich war das eine sehr gute Idee: Container schaffen schnell Abhilfe, wenn Klassenzimmer fehlen oder Kinder auf dem Gang essen müssen, weil die Mittagsbetreuung keinen Raum mehr gefunden hat. In der Realität aber zeigt sich, dass man so komplizierte Gebilde wie Schulen nicht einfach nach dem Baukastensystem erstellen kann. Mal stimmt die Statik nicht, mal sind die Materialien fehlerhaft, dann kommen Deckenplatten runter oder die Raumluft ist zu schlecht.

Bau- und Bildungsreferat nehmen die Probleme ernst: Sie kontrollieren die Bauarbeiten engmaschiger, städtische Mitarbeiter überprüfen die Lieferanten. Kein Pavillon wird freigegeben, wenn nicht alle Messwerte im grünen Bereich liegen. Doch bisher greifen die Maßnahmen nur mäßig. Immer wieder kommt es zu Schließungen und Nachbesserungen. Das stellt das Vertrauen der Eltern auf eine harte Probe. Um dieses nicht endgültig zu verspielen, darf jetzt nichts mehr passieren. Dafür muss die Stadtverwaltung sorgen. Denn die Container bleiben vorerst: Bis all die versprochenen neuen Schulen stehen, werden noch einige Jahre vergehen.

© SZ vom 12.04.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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