Kommentar:Guter Anreiz für Investoren

Sogar Mieterschützer und die Vertreter von Hausbesitzern sind sich einig, dass der schleppende Wohnungsbau durch Steuervergünstigungen angekurbelt werden sollte. Bund und Länder sollten diese Einigkeit nutzen

Von Katja Riedel

Es gibt nur wenige Themen, über die sich Rudolf Stürzer und Beatrix Zurek einig sind. Als profilierteste Köpfe zweier gegenläufiger Interessensgruppen sind der Chef von Haus und Grund und die Vorsitzende des Mietervereins natürliche Gegenspieler. Er als Kämpfer für die Eigentumsrechte der Vermieter, sie, um die Mieter vor möglichen Übergriffen aus Stürzers Klientel zu schützen. Wenn nun beide einhellig dafür eintreten, den schleppenden Wohnungsbau durch steuerliche Vergünstigungen wieder anzukurbeln, spricht das für sich. Sie sind nicht die einzigen, die sich plötzlich einig sind. Selbst die SPD-Bundesbauministerin tritt nun für Forderungen ein, welche die CSU seit Jahren propagiert.

Bund und Länder sollten diese Einigkeit nutzen, ohne lange gesetzgeberische Warteschleifen. Denn ausgerechnet die Ankunft Hunderttausender Flüchtlinge eröffnet eine Chance. Viele werden bleiben. Sie wollen kaum in Teilen Deutschlands leben, in denen es zwar viele leer stehende Wohnungen, aber wenig Arbeit gibt. Sie sind bisher nicht einkalkuliert in die große Zuzugsrechnung, die schon jetzt in Großstädten wie München nicht aufging. Zwar hat die Münchner Stadtpolitik längst erkannt, dass Zuzügler wie Einheimische bezahlbaren Wohnraum brauchen - wie das gelingen soll, verliert sich jedoch im Vagen.

Den Wohnungsbau für Investoren attraktiver zu machen, wäre ein erster Schritt. Schnell mehr Orte zu identifizieren, an denen Wohnraum entstehen soll, ein notwendiger zweiter. Auch die Flüchtlinge, die nun nach München kommen, könnten die Stadt und das Umland dazu zwingen, endlich ein gemeinsames Konzept zu finden.

© SZ vom 02.09.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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