Kommentar:Gewiefte Baureferentin

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Rosemarie Hingerl musste am Mittwoch im Stadtrat einige Kritik einstecken. Doch sie parierte geschickt - und kann sich nun entspannt zurücklehnen

Von Dominik Hutter

Politik hat immer auch mit Taktik zu tun, und gäbe es eine Auszeichnung für die gewiefteste Verhandlungsführung in Stadtratssitzungen, hieße die aktuelle Preisträgerin: Rosemarie Hingerl. Münchens Baureferentin musste am Mittwoch im Plenum hinnehmen, dass ihre Planung für die Sanierung des aus den Fünfzigerjahren stammenden Kassen- und Steueramts in der Herzog-Wilhelm-Straße als aufgeblasen diffamiert wurde. Zehn bis 20 Prozent weniger Kosten dürften es schon sein, befanden CSU und SPD, was wiederum die Opposition zu frohlockenden Äußerungen à la Misstrauensvotum für die eigene Verwaltung veranlasste. Ganz falsch aber ist das nicht. Ganz offenkundig findet die Stadtratsmehrheit, dass es auch billiger gehen müsste als mit den einkalkulierten 49,8 Millionen Euro. Dass Hingerl also übertreibt.

Die routinierte Baureferentin wies den Eindruck von Misstrauen energisch zurück. Allerdings müsse sie schon darauf hinweisen, dass das Herrichten des durchaus eindrucksvollen Klinkerbaus nach den normalen städtischen Standards für Büroräume erfolge. Was offenkundig heißen soll: Linoleum, ordentliche Dämmung und die übliche Barrierefreiheit - aber keine Luxusbüros, Pool-Landschaften oder Hubschrauber-Landeplätze. Was also soll man noch sparen? Zumal, wie die Opposition kritisch anmerkt, SPD und CSU ja keinerlei konstruktive Vorschläge parat haben. Nur eben die Rasenmähermethode.

Weil Hingerl aber weiß, dass ein schlichtes Nein nicht gut ankommt (und wohl auch nicht akzeptiert würde), regte sie an, einfach auf Umbauten im Inneren zu verzichten. Durch neue Raumzuschnitte sollten eigentlich 120 zusätzliche Arbeitsplätze entstehen. Lässt man diese Investition weg, wird es insgesamt billiger - und die vorgeschriebenen Standards werden trotzdem eingehalten. Das Baureferat will nun entsprechende Pläne ausarbeiten und dem Stadtrat vorstellen.

Peng! Hundert Punkte für eine geschickte Verhandlungsführung. Denn das Ergebnis lässt sich unschwer voraussagen - die stetig wachsende Verwaltung sucht seit langem händeringend nach neuen Büros. Teure Fremdanmietungen sind dabei unerwünscht, eigene Gebäude werden bevorzugt. Hingerl kann ganz entspannt sein.

© SZ vom 25.01.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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