Learning by doing. Das Prinzip ist nicht neu, der Münchner Reformpädagoge Georg Kerschensteiner hat es um 1900 propagiert. Er hat freilich nicht das gemeint, was gerade beim digitalen Polizeifunk passiert: Dass nämlich die einen, die Streifenpolizisten, damit schon arbeiten müssen, während die anderen, die sich das alles ausgedacht haben, noch irgendwie am Lernen sind.
Nach jahrelangen Vorarbeiten startete der digitale Polizeifunk im Sommer. Dass Polizisten des 21. Jahrhunderts nicht mit Geräten aus der Urzeit der seligen Funkstreife herumlaufen können, ist im Heimatland von Laptop und Lederhose eine Selbstverständlichkeit. Eine Selbstverständlichkeit ist es aber ebenso, dass etwas, was mit Milliardenaufwand aufgebaut wird, dann auch funktioniert. Zumal wenn es um Leben und Tod geht. Stolz verweist das Innenministerium darauf, dass das neue System bereits 97 Prozent der Fläche des Freistaats abdeckt. Dumm nur, wenn zu den fehlenden drei Prozent gerade die heiklen Ecken zählen: Parkhäuser, Einkaufszentren, der Flughafen, die U-Bahn. Da müssten sich die Betreiber drum kümmern, sagt das Ministerium. Aber gibt es nicht so etwas wie das Verursacherprinzip: Wer anschafft, zahlt? Muss nicht derjenige, der etwas einführt, vorab klären, was es kostet, damit es funktioniert - und wer dafür blecht?
Jetzt werden die digitalen Lücken offenkundig. Und der Streit ist entbrannt, wer die Millionen ausgeben muss, um sie zu schließen. Der Digitalfunk sei ein "sich ständig erweiternder Prozess", sagt der Innenstaatssekretär. Mit Kerschensteiners Worten: "Das Wesen des Menschen ist Arbeiten, Probieren, Erfahren, Erleben, um ohne Unterlass im Medium der Wirklichkeit zu lernen." Wie bequem ist es doch, aus den schlechten Erfahrungen lernen zu dürfen, die andere täglich machen müssen.