Kommentar:Flexibler ist besser

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Ein eigener Sozialarbeiter für jede Schule wäre am besten, klar. Manchmal reicht aber vielleicht auch ein bisschen weniger - und das von der Stadt nun vorgelegte Modell böte dafür die nötige Flexibilität

Von Melanie Staudinger

Schulsozialarbeit ist wichtig. Dem wird heute niemand widersprechen. Sozialpädagogen unterstützen die Lehrer, sie sind Ansprechpartner für Schüler und Eltern, sie machen Präventionsprojekte und sie intervenieren, wenn etwas schief läuft. Natürlich wäre es schön, wenn jede Schule Sozialarbeiter hätte - gerade im bayerischen Schulsystem, das noch immer an der Halbtagsschule festhält und ungleiche Startchancen der Kinder so begünstigt. Doch wie immer kosten soziale Angebote Geld, viel Geld sogar, das die Kommunen aus ihrer eigenen Kasse bezahlen müssen, weil der Freistaat sich dafür nicht zuständig fühlt.

Nun stehen die Münchner Stadträte vor der Wahl: Einfach immer mehr Geld in das System Schulsozialarbeit pumpen mit der Gefahr, dass die Stadt sich das Angebot in finanziell schlechteren Zeiten nicht mehr leisten kann, oder gleich nach Alternativen zu suchen. Die Bildungs- und Sozialpolitiker von CSU und SPD, die Kritik an ihren Entscheidungen durchaus gewohnt sind, weil man es meistens nicht allen recht machen kann, haben sich für die zweite Variante entschieden. In einem Modellversuch wollen sie testen, ob Schulsozialarbeit auch mit weniger Personal funktioniert. Dabei werden keine Stellen gestrichen, sondern neue entstehen, wenn auch in geringerem Ausmaß als bisher.

Die Stadt vertut also nichts. Im Gegenteil: Fünf bisher unversorgte Grundschulen bekommen Unterstützung. Reicht diese nicht aus, kann der Stadtrat immer noch mehr Stellen bewilligen. Und falls sie doch reicht, gibt es ein tragfähiges Konzept, wie die restlichen Grundschulen schneller an Sozialarbeiter kommen. Und mal ehrlich: Nicht alle Münchner Grundschulen brauchen zwingend eine eigene Vollzeitstelle, manchmal reicht auch der mobile Dienst der Stadt. Man muss flexibel sein - und das neue Konzept von SPD und CSU trägt dazu eine neue Möglichkeit bei.

© SZ vom 25.10.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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