Kommentar:Einer modernen Stadt würdig

Jetzt also doch. Es wird am Gotzinger Platz eine Moschee geben, mit Kuppel wohl und Minarett, wie es sich für ein islamisches Gotteshaus gehört.

Jan Bielicki

Das jedenfalls ist das Ziel des Bebauungsplans, den aufzustellen der Stadtrat nun beschlossen hat - und zwar einmütig. Zum ersten Mal hat sich damit auch die CSU eindeutig zum Bau einer Moschee an dieser repräsentativen Stelle bekannt.

Die Christsozialen haben also der Versuchung widerstanden, aus Ängsten und Antipathien, mit denen viele Bürger einem ihnen fremden Islam begegnen, eine parteipolitische Kampagne zu formen. Rechtzeitig haben sie sich ihres eigenen Anspruchs erinnert, eine moderne Partei für eine moderne - also von vielen Religionen und Kulturen geprägte - Großstadt sein zu wollen.

Nicht vorausschauend genug

Dabei nutzten sie durchaus geschickt den Versuch des Oberbürgermeisters, das Moschee-Projekt möglichst schnell und reibungsarm zu Baurecht zu verhelfen. Sein anfänglicher Verzicht auf ein Bebauungsplanverfahren war zwar wohl begründet, aber dann doch nicht vorausschauend genug.

Denn dass recht haben und recht bekommen immer noch zweierlei sind, haben seine Stadtplaner vor Gericht erfahren müssen. Allerdings lassen das von den Richtern erzwungene Planverfahren, noch mehr aber die nun im Stadtrat erzielte Einigkeit hoffen - vor allem darauf, dass der anstehende Wahlkampf nicht auf Kosten der Münchner Muslime, ihrer Moscheen und überhaupt des friedlichen Zusammenlebens aller Münchner gehen könnte. Inscha' Allah, sagen Muslime, so Gott will. Oder die Einsicht der Parteien.

© SZ vom 26.4.2007 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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