Kommentar:Eine echte Alternative

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Das Beispiel der Mini-Kitas zeigt, dass man Kinderbetreuung neu denken muss

Von Melanie Staudinger

Das Konzept des kleinen Unternehmens Sira klingt so einfach, dass man sich fragt, warum nicht schon viel mehr Leute darauf gekommen sind. In einer Stadt, die wenig Platz, dafür aber viele Kinder hat, baut man eben nicht nur große Krippen und Kindergärten, sondern auch einige kleine Einrichtungen. Die brauchen nicht so viel Raum, es gibt weniger Ärger mit den Nachbarn und bei zehn Kindern können die Erzieherinnen sogar noch eingehen auf die Wünsche der Eltern, etwa bei den Öffnungszeiten. Mini-Kitas oder Großtagespflegen, wie das in der Stadtverwaltung heißt, werden den gesamten Bedarf an Kinderbetreuungsplätzen nicht abdecken können. Momentan betreuen sie ein paar hundert Kinder. Wenn man bedenkt, dass in der Stadt mehr als 70 000 Kinder eine Kita besuchen, erscheint das verschwindend gering.

Die Einrichtungen aber zeigen etwas anderes, nämlich dass man heute flexibel reagieren muss, dass man Kinderbetreuung vielleicht neu denken muss, wenn Familie und Beruf wirklich vereinbar werden sollen. Große Tagesstätten, wie die Stadt sie baut und freien oder gemeinnützigen Trägern zur Verfügung stellt, sind ein wichtiger Teil der Betreuungslandschaft, genauso wie Hunderte Eltern-Kind-Initiativen, die Tagesmütter, die Großtagespflegen und auch die privaten Anbieter, die in Diskussionen allzu schnell verdammt werden. Sie alle unterscheiden sich in ihrem Angebot und stellen den Familien damit echte Alternativen zur Verfügung.

Doch auch Unternehmen müssen sich noch viel stärker engagieren, wenn sie wollen, dass ihre Mitarbeiterinnen (und zumeist trifft es diese) nach der Elternzeit schnell zurück in den Beruf kommen und ihre Arbeit auch ausüben können, ohne vorher kilometerweit mit dem Kind durch die Stadt gehetzt zu sein. Umso besser ist es, wenn es kleine Firmen wie Sira gibt, die mit innovativen Ideen auf den Markt drängen. Natürlich machen diese kleine Firmen ihren Job nicht aus purer Nächstenliebe, sondern sie wollen auch davon leben können. Ein bisschen frischer Wind aber tut der Betreuungslandschaft in München ganz gut. Und ein wenig Konkurrenz kann zu einem besseren Angebot für die Familien führen, auf jeden Fall aber zu einem passgenaueren.

© SZ vom 03.11.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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