Kommentar:Ein Weg aus dem Dilemma

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Ohne externe Kooperationspartner kann es keinen guten Ganztag geben. Stadt und Freistaat sollten sich deshalb noch einmal mit Vereinen und Organisationen zusammensetzen

Von Melanie Staudinger

Ganztagsklassen an Grundschulen stecken gehörig in der Krise. Münchner Eltern wählen trotz aller Werbekampagnen in der großen Mehrheit lieber den Hort oder das Tagesheim, weil diese Einrichtungen auch am Freitagnachmittag und sogar in den Ferien geöffnet sind. Der von der Stadt forcierte Ausbau der Ganztagsklassen stagniert mangels Anmeldungen. Und schleichend zieht sich ein außerschulischer Partner nach dem anderen zurück, weil sich qualitativ hochwertige Angebote mit gut ausgebildetem und verlässlichem Personal nun einmal nicht mit mageren 6700 Euro im Jahr finanzieren lassen.

Ohne externe Kooperationspartner aber kann es keinen guten Ganztag geben. Sie bringen das wirkliche Leben in die Schule, ihre Mitarbeiter sind Ansprechpartner für die Schüler, Erwachsene, die nicht benoten. Die außerschulischen Pädagogen ersetzen die Lehrer nicht, sie unterstützen und entlasten sie aber. Denn Kinder sollen in der Schule nicht nur Stoff lernen, sondern sich auch weiterentwickeln. Sie sollen Dinge kennenlernen, über die sie daheim nicht stolpern. Schachspielen zum Beispiel oder Trommeln. Wer Theater spielt oder tanzt, erweitert seinen Horizont. Kinder mit geringen Deutschkenntnissen lernen die Sprache viel schneller, wenn sie mit Gleichaltrigen interagieren. Nicht zuletzt sollen sich die Kinder wohl fühlen, wenn sie schon bis nachmittags um 16 Uhr bleiben müssen.

Das heißt nicht, dass alle Kinder zwingend eine Ganztagsschule besuchen müssen. Sicher gibt es auch Schüler, denen der Vormittagsunterricht reicht, die daheim ihren Hobbys nachgehen und deren Eltern kein Problem haben, ihnen mit den Hausaufgaben zu helfen. Für alle anderen sollten sich Stadt und Freistaat doch noch einmal mit den engagierten Vereinen und Organisationen zusammensetzen. Vielleicht bringt das Jahr der Landtagswahl ja endlich die seit Jahren geforderte, ausreichende Finanzausstattung und damit einen Ausweg aus dem Ganztagsdilemma.

© SZ vom 08.12.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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