Kommentar:Ein unwürdiges Schauspiel

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SPD und CSU wollen eigentlich zum Wohle der Stadt zusammenarbeiten. Stattdessen beharken sie sich wochenlang wegen der nebensächlichen Frage des Bierpreises auf der Wiesn

Von Dominik Hutter

Es war ein unwürdiges Schauspiel, das der Münchner Stadtrat da am Mittwoch aufgeführt hat. Mehr als drei Stunden lang gifteten sich die Kontrahenten an, stritten über das Rederecht von Bürgermeister Josef Schmid (CSU), die Frage, wer wann wen informiert hat und über den Vorwurf, die CSU wolle nun doch noch der Planwirtschaft zum Sieg verhelfen. Rede, Replik, Rede, Replik, wie beim Pingpong. Zur Erinnerung: Es ging im Stadtparlament nicht um soziale Probleme, um die Wohnungsnot oder die Sorgen von Eltern, Betreuungsplätze für ihre Kinder zu finden. Münchens gewählte Volksvertreter diskutierten über den Bierpreis auf einem zweiwöchigen Volksfest.

Ob eine solche Kalkulation wirklich die Aufgabe eines Stadtrats ist, lässt sich getrost anzweifeln - zumal der ebenfalls recht beachtliche Preis für Spezi, Hendl, Achterbahnfahrten und andere Wiesn-Vergnügungen gar nicht zur Debatte stand. Der zuständige Referent Schmid erklärte flugs das Bier zur Leitwährung und kündigte an, notfalls weitere Deckelungen vorzunehmen. Nebenher ging es noch um die Fragen, ob man einen Tag länger saufen darf und ob die Wiesn-Wirte Standgebühren oder eine Umsatzpacht zahlen (zumindest Letzteres dürfte vielen Wiesn-Besuchern zu Recht völlig egal sein).

Was im allgemeinen Gestreite gar nicht mehr auffiel: Zwei der Kontrahenten sind eigentlich miteinander verbündet - in einer Kooperation, also einer Koalition light. So wie sich SPD und CSU beharkten, muss das Zerwürfnis zwischen den Partnern aber ziemlich tief sitzen. Verlierer dieses Tages ist vor allem Josef Schmid, der einen spektakulären politischen Aufschlag vorhatte, von dem nun nicht viel übrig bleibt. Das hat er sich durchaus selbst zuzuschreiben - vor allem durch seine Neigung, ohne Absprachen den großen Auftritt zu suchen. So jemanden sehen die Stadtratskollegen gerne scheitern.

© SZ vom 18.05.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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