Kommentar:Ein leuchtendes Vorbild

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In Wien haben sie es erfunden - das Ampelpärchen. Nun hätten es Grüne und Rosa Liste für das Chorfestival ´Various Voices´im kommenden Jahr auch gerne. Aber so einfach geht das nicht

Von Dominik Hutter

Männchen rot, Männchen grün: Wer glaubt, mit solchen Banalitäten wäre die Installation von Fußgängerampeln ausreichend gewürdigt, hat sich noch nicht mit dem Verfahren zur Erteilung von verkehrlichen Anordnungen für Lichtsignalanlagen beschäftigt. Vor allem, wenn es um einen Spezialfall geht. Denn Stadträte von Grünen und Rosa Liste haben festgestellt, dass einige der in Haidhausen montierten Ampelmännchen Sehnsucht nach einem Partner haben, manche auch nach einem gleichen Geschlechts. Im Jahr 2018 findet im Gasteig das schwul-lebische Chorfestival "Various Voices" statt, diese Gelegenheit wollen die Ampelscheibenbewohner offenbar für ihr Outing nutzen.

Das Vorbild dafür liefern die "Wiener Ampelpärchen", die während des Christopher-Street-Days ihre Zweisamkeit auch im Glockenbachviertel zelebrieren. Die Idee stammt, man ahnt es schon, aus Wien und ist höchstoffiziell abgesegnet. Es gebe eine vertragliche Vereinbarung mit dem dortigen Magistrat, berichtet Kreisverwaltungsreferent Thomas Böhle. Denn natürlich darf man die Toleranzsymbole anderer Städte nicht einfach klauen. Die Erlaubnis, die Schablonen aus Österreich zu nutzen, gilt allerdings nur für maximal acht Wochen pro Jahr und nur rund um Reichenbachplatz und Müllerstraße. Schwul-lesbische oder heterosexuelle Ampelpärchen in Haidhausen wären demnach "nicht statthaft".

Um den Wunsch der Grünen trotzdem zu erfüllen, verhandelt das Kreisverwaltungsreferat nun auch für Haidhausens Ampel-Community. Erste Gespräche mit den Wiener Kollegen verliefen offenbar vielversprechend, Böhle rechnet mit dem Abschluss einer "Gestattungsvereinbarung" im ersten Quartal 2017. Klappt alles, sollen während der "Various Voices" rund um den Gasteig die Ampelmännchen einen Partner bekommen. Die Stadträte, die ihnen so viel Gutes tun wollen, sind übrigens formal gar nicht zuständig. Über Ampeln entscheidet die Verwaltung ganz alleine. Wobei sie natürlich der Fürsorgepflicht für ihre leuchtenden Mitarbeiter nachkommen muss.

© SZ vom 07.03.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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