Kommentar:Die Zukunft im Blick

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Ist ein Stellen-Moratorium in einer boomenden Stadt sinnvoll? Ja, ist es. Weil keiner weiß, ob die Einnahmen weiter so sprudeln wie bisher

Von Heiner Effern

Die neueste Idee von SPD und CSU klingt erst einmal befremdlich. Ein Stellen-Moratorium in einer Stadt zu verhängen, die jedes Jahr um etwa 20 000 Einwohner wächst. Und das in Zeiten, in denen die Einnahmen so kräftig sprudeln wie einst die Ölquellen in Texas. Sind die noch zu retten, mag mancher Bürger fragen, der kürzlich einen halben Urlaubstag in der Schlange vor dem Kreisverwaltungsreferat verbringen musste.

Die Antwort lautet: Ja. CSU und SPD sind sogar sehr gut beraten, jede einzelne neue Stelle ganz genau zu prüfen. Denn nicht nur die Einnahmen der Stadt wuchsen stark an, sondern auch die Ausgaben. Davon geht jeder dritte Euro an die Mitarbeiter, Tendenz steigend. Dieser Posten im Haushalt ist bei der Stadt als Arbeitgeber auf Jahrzehnte betoniert. Die hohen Steuereinnahmen derzeit sind dies nicht. Das könnte bei einer Wirtschaftskrise schnell dazu führen, dass die Stadt im laufenden Geschäft kaum mehr einen Überschuss oder sogar Miese macht. Die dringend nötigen Investitionen in die Infrastruktur wie zum Beispiel in die U-Bahnen, die in der boomenden Stadt extrem hohe Kosten verursachen werden, wären gefährdet. Sollte die Stadt mit einem Minus abschließen, darf sie nicht einmal neue Kredite dafür aufnehmen.

Deshalb müssen für die Referate auf fette Jahre, in denen sie ihre Personallücken weitgehend schließen konnten, nun magere folgen. Ihnen aber allein die Verantwortung für die explodierende Stellenzahl seit 2014 anzulasten, ist nur die halbe Wahrheit. Die Stadträte von CSU und SPD haben deren Wünschen schließlich bis auf kosmetische Abstriche zugestimmt. Nun stehen beide Seiten in der Pflicht: Die Verwaltung muss sich bescheidener organisieren, und die Politiker sollten sich endlich an ihre eigenen Vorgaben halten.

© SZ vom 16.11.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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