Kommentar:Die Politik darf nicht wegsehen

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Gerade Firmen in öffentlicher Hand müssen bei ihren Geschäften ethische Grundsätze beachten

Von Heiner Effern

Die Grünen gegen den Münchner Flughafen. Alles wie immer, könnte man denken. Wieder eine Abrechnung oder eine neue Volte im Kampf um die dritte Start- und Landebahn. Doch die jüngste Kritik der Grünen an Geschäften einer Flughafentochter mit einem Unternehmer in Honduras hat eine Bedeutung über den bekannten regionalen Konflikt hinaus. Es geht um die Frage, welche ethischen Grundsätze für Unternehmen, die ganz oder teilweise in öffentlicher Hand sind, gelten müssen. Gerade wenn sie in Ländern aktiv sind, in denen wie in Honduras oder Saudi-Arabien Menschenrechte offensichtlich verletzt werden. Öffentliche Eigentümer sollten sehr genau prüfen, ob sie ihren Unternehmen genügend Leitlinien vorgeben und ob diese auch eingehalten werden.

Grundsätzlich kann es der öffentlichen Hand nur recht sein, wenn umtriebige Manager ihre Gesellschaften zu wirtschaftlichem Erfolg führen. Flughafen-Chef Michael Kerkloh gehört zu dieser Spezies, er hat nach dem erfolgreichen Umzug seines Flughafens die Beratung anderer Airports als Geschäftsmodell zunehmend ausgebaut. Davor bedurfte es einer grundlegenden, nicht unumstrittenen Entscheidung: Darf und soll ein Unternehmen der öffentlichen Hand, das eigentlich den regionalen Flughafen managen soll, weltweit Geschäfte machen?

Die Gründung der entsprechenden Tochter zeigt: Der Freistaat Bayern, der Bund und die Stadt München als Eigentümer haben dem zugestimmt. Damit übernehmen sie aber auch eine besondere Verantwortung. Gerade wenn ihr Unternehmen in einem Land tätig wird, in dem es um die Menschenrechte schlecht bestellt ist. Die Berichte der Vereinten Nationen oder entsprechender Organisationen über Honduras sind einfach zugänglich. Man hätte leicht feststellen können: Um den Bau des Flughafens gibt es nach außen hin keine größeren Auseinandersetzungen. Der entsprechende Geschäftspartner steht aber schwer in der Kritik von Menschenrechtsorganisationen. In solch einem Fall muss sich die Politik differenziert mit diesen Vorwürfen beschäftigen und im Zweifelsfall einschreiten. Ahnungslos mit der Schulter zu zucken und auf den Flughafen zu verweisen, reicht bei Weitem nicht aus.

© SZ vom 14.08.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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