Kommentar:Die Hilfe der Muslime

Es ist gut, wenn Münchner Muslime nun vereint Flüchtlingen helfen. Viele von ihnen waren schließlich selbst Einwanderer

Von Katja Riedel

Die Pakete sind gepackt, mit buntem Geschenkpapier sind sie umwickelt. Matchbox-Autos sind darin, Süßigkeiten, Seifenblasen-Dosen. Kleinigkeiten, über die sich Kinder freuen. Münchner Muslime haben sie gepackt, damit Flüchtlingseltern sie ihren Töchtern und Söhnen in der kommenden Woche zum Opferfest schenken können - dem höchsten islamischen Feiertag, zum Höhepunkt der Wallfahrt nach Mekka. Ein Fest ohne Geschenke, das wäre so traurig wie ein Christbaum, unter dem keine Gaben liegen.

Es ist ein überaus banales Beispiel, das zeigt, welche Kleinigkeiten dazu beitragen werden, damit sich Flüchtlinge in München, in Deutschland wirklich angenommen fühlen. Dem Helferkreis der Münchner Muslime ist diese Kleinigkeit nicht entgangen. Dass sich nun einzelne Münchner und ganze Verbände, die sich ebenfalls zum Islam bekennen, zu einem großen Helferkreis zusammengeschlossen haben, ist darum nicht nur gut, es ist unverzichtbar. Denn sie bringen viele Kompetenzen mit, die Stadt und Staat nun dringend brauchen. Sie leisten Übersetzungsarbeit; im engen Wortsinn, aber auch tiefer, kulturell.

Die Münchner Stadtgesellschaft, auch die politische Spitze der Stadt, sollte dieses Hilfsangebot annehmen. Sie sollte den Münchner Muslimen Vertrauen entgegenbringen und Verantwortung übertragen, die diese auch einfordern. Viele Münchner Muslime waren einst selbst Einwanderer. Ihre Erfahrungen und ihre kulturelle Vielsprachigkeit sind ein großer Schatz. Zu der Willkommenskultur, für die München international viel Anerkennung bekommen hat, haben auch viele muslimische Münchner beigetragen.

Muslim und Münchner zu sein, das ist seit Jahrzehnten kein Gegensatzpaar, sondern für viele Realität. Der Islam gehört längst zu München.

© SZ vom 17.09.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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