Seit bald einem halben Jahr streiten nun Stephan Braunfels und der Freistaat darum, ob der Architekt am Wettbewerb um das neue Konzerthaus im Werksviertel teilnehmen darf. Immer wieder hieß es, der Konflikt gehe "in eine neue Runde". Wenn man im Bild eines Boxkampfs bleiben möchte, könnte man sagen: Die staatlichen Bauherren haben nun einen "Lucky Punch", einen überraschenden, vielleicht entscheidenden Treffer gegen den streitbaren Architekten gesetzt. Denn die Schiedsrichter der Vergabekammer Südbayern bescheinigen den Kämpfern des Bauamts, am Ende Braunfels nun doch regelgerecht abgewehrt zu haben. Zugleich ließen sie aber nur wenig Zweifel, dass die Auseinandersetzung schon sehr einem schmutzigen Infight glich. Mehrmals hatten die Schiedsrichter angemahnt, dass sich das Bauamt mit unfairen Methoden und unerlaubten Tiefschlägen den angriffslustigen Architekten vom Leib halten wollte.
Woher diese Verbissenheit der staatlichen Behörde rührte, kann man nur erahnen. Vielleicht weil in einem parallelen Kampf seit Jahren mit Braunfels um Honorare für die Pinakothek der Moderne gerungen wird. Vor allem aber wohl, weil von der Staatsregierung gehöriger Druck ausgeübt wurde, in Rekordzeit Ausschreibung, Wettbewerb und Bau des neuen Konzerthauses abzuwickeln. Bei all der Eile passierten eben Fehler in der Vorbereitung des Projekts - und auf die drosch Braunfels zu Recht ein.
Jetzt sieht es nach einem schmutzigen Sieg für den Freistaat aus, Horst Seehofers ehrgeizige Strategie geht womöglich doch auf. Wenn heuer eine Entscheidung im Architekten-Wettbewerb fällt, könnte der Ministerpräsident doch noch im Wahljahr 2018 den ersten Spatenstich setzen. Doch noch hat Braunfels nicht das Handtuch geworfen, ihm bleiben genügend juristische Mittel für ein paar weitere Runden.