Einst wurde der Kocherlball wegen "Mangel an Sittlichkeit" verboten: Heute geht es zwar nicht mehr ganz so frivol zu am Chinesischen Turm in München - die Gaudi bleibt bei dem Ereignis dennoch nicht auf der Strecke. Wenn es um die Tradition geht, nehmen die Münchner eine Menge auf sich. Schon um 6 Uhr morgens ist fast jeder Platz am Chinesichen Turm besetzt. Der Kocherlball steht an.
Die einen ziehen ihre Schuhe aus und springen barfuß über die zahlerichen Regenpfützen.
Die anderen haben vorgesorgt. Hauptsache: Dabeisein.Trotz niedriger Temperaturen und Schauern sind etwa 6500 Hartgesottene an den Chinesischen Turm im Englischen Garten gekommen, um zu feiern...
... und zu tanzen - und das noch vor Sonnenaufgang und meist in Tracht. Getanzt wird zu Landler, Zwiefache, Polka und Boarische.
Die Uhr schlägt gerade sechs, als die Tanzgeiger aus Wien zu den ersten Tänzen aufspielen und Tanzmeisterin Katharina Mayer loslegt.
Der Kocherlball ist eine alte Münchner Tradition. Im 19. Jahrhundert kamen im Sommer bei schönem Wetter an jedem Sonntagmorgen in aller Früh junge Dienstleute, Köchinnen, Laufburschen, Kindermädchen und Hausdiener zum Tanzvergnügen an den Chinesischen Turm.
Anschließend mussten sie wieder arbeiten. Während Anfang des 20. Jahrhunderts die Veranstaltung aus "Mangel an Sittlichkeit" verboten wurde, geht es heutzutage sehr gesittet zu.
Heute erinnern die Münchner einmal im Jahr an die alte Tradition und verkleiden sich zum Teil noch im Stil der Dienstleute im 19. Jahrhundert. Diese Besucherin hat neben Kerzen für die Tischbeleuchtung gleich noch einen überdimensional großen Kochlöffel dabei.
Diese Frauenrunde hat sich für Tracht und blumengeschmückte Hüte entschieden. Wer am Kocherlball noch einen Tisch ergattern will, muss besonders früh auf den Beinen sein - am besten noch vor dem offiziellen Beginn um 6 Uhr.
Neben einer zünftigen Brotzeit, die man natürlich von zu Hause mitbringt, ...
... darf die Maß auch nicht fehlen, bevor das Treiben schon um 10 Uhr wieder ein Ende nimmt.