Man hofft bei einer Bibel auf zehn Gebote, zumindest aber auf vier Evangelien. Doch man bekommt etwas anderes: einen Baukasten. Bei Witzigmann und Plachutta kann sich der Hobbykoch zusammensuchen, was er gerade braucht. Mal wieder Fisch gekauft, dem noch die Sauce fehlt? Unter dem Stichwort Weißweinsauce gibt es gleich zwölf Varianten. Eine davon lässt sich immer zubereiten - vorausgesetzt, man hat die Basiszutaten zu Hause. Das Buch erläutert außerdem drei Variationen für Kalbsbrustfüllung, fünf für Rouladenfüllung, ebenso viele für Rostbraten, sechs für Blattsalat-Toppings, zwölf für Gemüseschaumsuppen. Dabei ist der österreichische Einschlag nicht zu übersehen: Schöberl und Nockerl werden gekocht, und natürlich wird das fachgerechte Panieren von Schnitzeln mit einer Bildstrecke erklärt.
Den einzelnen Kapiteln vorweg gestellt haben die beiden Köche umfassende Warenkunde: Sie erklären den Unterschied von Sepia, Kalmar und Krake, wann man welches Fett verwendet, wie man Seezungen filetiert. Witzigmann und Plachutta machen nicht mal vor jenen Tätigkeiten Halt, die sonst in jedem Kochbuch als Grundwissen vorausgesetzt werden: Zwiebel schälen, Sahne schlagen oder Parmesan reiben. Wer das albern findet, konzentriere sich auf das letzte Kapitel: Aus Schokolade und Karamell werden Ornamente und Spitztüten gegossen. Hier sind die Tüftler gefordert.
Am Ende stellt man fest: Diese Kochschule ist nicht unbedingt eine Bibel; dafür fehlen ihr jene überraschenden Rezepte, die einer Offenbarung gleichkommen. Hochambitionierte Hobbyköche, die ihre Gäste mit aufwändigen Gerichten und exotischen Zutaten beeindrucken wollen, finden anderweitig vermutlich mehr Anregung. Stattdessen haben Witzigmann/Plachutta ein überaus praktisches Nachschlagewerk in einem angenehmen Format zusammengestellt, mit funktionierenden Standardanleitungen und vielen kleinen, erklärenden Fotos - eine Art Baukasten für Spontanköche.
Witzigmann/Plachutta: Kochschule. Die Bibel der guten Küche. Christian Brandstätter Verlag 2007. 34,95 Euro.