Ko-Autor von "Die Perlmutterfarbe":Der Mann an Rosenmüllers Seite

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Der Schauspieler und Drehbuchautor Christian Lerch ist nicht halb so bekannt wie sein Kollege Rosenmüller. Dabei hat er an den Kino-Hits tatkräftig mitgearbeitet.

Josef Grübl

Wenn Til Schweiger einen selten hirnrissigen Film abliefert, Jessica Schwarz von den "Buddenbrooks" "sehr enttäuscht" ist und selbst Oscar-Gewinnerin Caroline Link an der Kinokasse untergeht, dann ruhen die Hoffnungen der heimischen Filmindustrie wieder einmal auf Marcus H.Rosenmüller: Der neue Film des bayerischen Erfolgsregisseurs läuft am 8. Januar in den Kinos an, es ist sein sechster innerhalb von zweieinhalb Jahren.

Christian Lerch in seiner Rolle als Sportlehrer in "Die Perlmutterfarbe". (Foto: Foto: Constantin Film)

"Die Perlmutterfarbe" hat viel mit Rosenmüllers Debüt, dem mehrfach preisgekrönten Kassenschlager "Wer früher stirbt, ist länger tot", gemein: Unter anderem den Kinderdarsteller Markus Krojer in der Hauptrolle, den liebevollen Blick auf die bayerische Landbevölkerung und die sich in surrealen Traumsequenzen offenbarenden Gewissensbisse der Hauptfigur.

Die Geschichte um einen Siebtklässler, der mit einer kleinen Notlüge einen erbitterten Kampf zwischen zwei Schulklassen auslöst, ist komisch und tragisch zugleich, nebenbei gibt es eine ganze Reihe skurriler Ideen: Das reicht von einem mit Federn betriebenen Kitzelautomaten bis hin zum Film-im-Film "Die Menschenfabrik des Dr.Knopf".

Die zwei Berufe des Christian Lerch

Typisch Rosenmüller, möchte man meinen. Genauso gut könnte es aber auch "typisch Lerch" heißen: Es ist nur so, dass der Ko-Autor des Films nicht so sehr im Vordergrund steht. Dabei ist Christian Lerch alles andere als ein Unbekannter in der Filmbranche. Gemeinsam mit Rosenmüller ersann er die Geschichte von "Wer früher stirbt"; auch am "Räuber Kneißl", dem bislang letzten Film des Regisseurs, schrieb er mit.

Hauptberuflich ist Lerch aber Schauspieler, in der "Perlmutterfarbe" übernahm er neben dem Drehbuchschreiben auch noch die Rolle des Sportlehrers Herr Gumberger. Bei der München-Premiere des Films im Dezember lässt er aber den jugendlichen Darstellerkollegen den Vortritt, mit seinen 1,94 Meter überragt er alle anderen Beteiligten ohnehin - zumindest körperlich. Kurz bevor es auf den roten Teppich geht, erzählt er von der Arbeit an dem historischen Kinderabenteuer: "Wir haben eine Woche lang vor Drehbeginn mit den Kindern auf einem Berghof geübt, das war fast eine Theatersituation."

Auf der Bühne sammelte der gebürtige Wasserburger auch seine ersten Erfahrungen als Schauspieler: "Eigentlich spiele ich seit 1990 durchgängig Theater." Nach einer Zwischenstation auf der Schauspielschule in Graz landete er schon bald in Hamburg: "Zum Geldverdienen war ich dort anfangs am Bewegungschor der Oper, später bin ich nach Braunschweig zu einem Musical vermittelt worden."

Pläne mit "Rosi"

An die Schule ging Lerch nie zurück, stattdessen lernte er bei zahlreichen Theaterproduktionen sein Handwerk in der Praxis. Mitte der neunziger Jahre kam er nach München, dort spielte er zunächst unter Ruth Drexel am Volkstheater, später wechselte er an die Kammerspiele. Im Gefolge von Intendant Dieter Dorn wechselte er 2001 ans Residenztheater, zuletzt war er dort in Robert Walsers "Der Gehülfe" und in "Tänzerinnen und Drücker" von Franz Xaver Kroetz zu sehen.

Die Stücke liefen vor einem halben Jahr ab; wie es weitergeht, weiß Christian Lerch noch nicht so genau: "Was das Theater angeht, würde ich mich gerne neu orientieren. Vielleicht mache ich ja eines Tages mit dem Rosi ein Kabarettprogramm. Oder wir ziehen etwas mit der Band auf." Der "Rosi" ist natürlich Rosenmüller und die Band ein geplantes Musikprojekt der beiden: "Es gab noch keine einzige Probe, aber wir haben schon einen Übungsraum."

Die zwei Hobbymusiker kennen sich seit zehn Jahren, damals wollte der Filmstudent Rosenmüller den Theater- und Fernsehschauspieler Lerch für einen seiner Kurzfilme an der Münchner Filmhochschule gewinnen. Der 42-jährige Familienvater erinnert sich noch genau an den ersten Kontakt: "Der Rosi hat mich angerufen und mir von seinem Kurzfilmprojekt 'Nur Schreiner machen Frauen glücklich' erzählt. Das hat mich aber nicht wirklich umgehauen, außerdem haben wir damals gebaut und ich musste gerade das Dach decken."

Getroffen haben sie sich trotzdem, seitdem brüten sie regelmäßig über neuen Filmideen. "Wir haben einfach herausgefunden, dass wir gemeinsam eine ganz gute Phantasie entwickeln können." Christian Lerch war zu dem Zeitpunkt bereits als Drehbuchautor tätig, begonnen hatte das bei der Fernsehserie "Cafe Meineid", in der er eine durchgehende Rolle hatte.

Nicht einfach, aber lehrreich

"Das kam eigentlich aus einer Schauspielersituation heraus", erzählt er. "Wir hockten in den Drehpausen herum und haben uns überlegt, dass es ganz lustig sein könnte, wenn unsere Figuren einen Betriebsausflug machen würden." Daraufhin setzte er sich hin und schrieb seine Ideen nieder. Dem Regisseur Franz Xaver Bogner gefiel das Ergebnis, seitdem schreibt Lerch regelmäßig für ihn. Bogner gab ihm auch Rollen in seinen Serien "München 7" und "Der Kaiser von Schexing", für letztere hat er auch die Bücher einiger Folgen verfasst. Ein weiterer prägender Regisseur für ihn ist Herbert Achternbusch, mit dem er fünf Filme gemacht hat. "Das war nicht immer einfach, aber insgesamt sehr lehrreich", meint er rückblickend.

An Achternbusch bewundert er vor allem die "starke anarchische Kraft" und den Mut, Filmprojekte auch gegen Widerstände durchzuziehen. Wenn man so will, kann man die Arbeitsweise des Zweiergespanns Rosenmüller/Lerch auch als anarchisch bezeichnen: "Wir nehmen uns die Freiheit, alles bisher Geschriebene wegzuschmeißen und mit einem völlig neuen Thema noch einmal von vorne anzufangen."

Das war bei "Wer früher stirbt" so, von dem es sehr viele unterschiedliche Drehbuchfassungen gab; bei der "Perlmutterfarbe" waren die beiden ein bisschen eingeschränkter. Schließlich handelt es sich hier um die Verfilmung eines Romans von Anna Maria Jokl. "Das war zum ersten Mal, dass ich einen fremden Stoff adaptiert habe", sagt Lerch.

Die Handschrift der beiden Freunde ist trotzdem deutlich erkennbar: "Der pädagogische Anspruch ist sehr ehrbar, aber einfach nicht mehr zeitgemäß. Deshalb haben wir versucht, den Abenteueraspekt mehr zu betonen." Mittlerweile sitzen sie schon am nächsten Filmstoff; Christian Lerch hat nebenbei auch ein eigenes Drehbuch geschrieben, das er selbst inszenieren möchte. Dabei kommt ihm der Deutsche Filmpreis für das Drehbuch des Rosenmüller-Erstlings zugute. Er lacht und meint dazu: "Die glauben jetzt alle, dass der Lerch weiß, wie das Drehbuchschreiben geht."

© SZ vom 05.01.2009/pfau - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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