Klassik für ein junges Publikum:Harmonien im Hörsaal

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Das Rundfunkorchester spielt vor einem auffallend jungen Publikum. (Foto: Florian Peljak)

Das Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks öffnet seine Probe für Studenten

Von VIVIAN HARRIS

Die hintersten Plätze sind die beliebtesten. Dort wo man wenig sieht und sich fast anstrengen muss, wenn man dem Professor vorne im Hörsaal doch zuhören möchte. An diesem Donnerstag sind aber die vordersten Plätze die begehrtesten. Die Studenten lauschen auch keinem Professor, der über Augenheilkunde, Maschinenbau oder Präraffaeliten doziert. Dieses Mal geht es unter anderem um eine sinfonische Dichtung, und der Hörsaal befindet sich in der Philharmonie, in dem das Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks seine Generalprobe öffnet. Die Süddeutsche Zeitung hat für diese Probe Karten verlost - ausschließlich für Schüler und Studenten.

Eigentlich hätte das Orchester von Mariss Jansons dirigiert werden sollen. Der musste die Leitung allerdings aufgrund einer Virusinfektion abgeben, und so übernahm unter anderem die australische Dirigentin Simone Young einige Konzerte. Anstelle von Dvoráks siebter Symphonie wurde außerdem Mozarts "Jupiter-Symphonie" Nr. 41 gespielt. Viele der Studenten hatten sich aber vor allem auf das zweite Stück gefreut: "Ein Heldenleben" von Richard Strauss. Weil es so vielseitig und komplex sei, lautete die Begründung - mal unbeschwert und fröhlich, dann wuchtig und melancholisch. Fast so abwechslungsreich wie Strauss' sinfonische Dichtung ist auch das Publikum selbst: Die einen sind im Abendkleid mit Stöckelschuhen erschienen, andere in Jeans und mit abgelaufenen Turnschuhen, diese kommen wohl direkt aus einer Vorlesung. Dann gibt es Studenten, die zum ersten Mal in der Philharmonie sind - sich einfach mal überraschen lassen wollen -, und andere, die fast jede Woche ein Klassik-Konzert im Gasteig besuchen. Das seien alles andere als Ausnahmen, versichern viele der jungen Besucher an diesem Abend oft. Als Student habe man aber meist nicht die finanziellen Mittel - vor allem, wenn man mal reinschnuppern möchte und Klassik sonst nur im Autoradio hört. Der finale Applaus zeigt aber, dass auch bei jungen Leuten Interesse an klassischer Musik besteht. Auch an der Garderobe unterhält man sich noch über Youngs ausdrucksstarke Mimik und Gestik und die Leistung des Orchesters. Schnell geht es dann aber wieder um Augenheilkunde, Maschinenbau und Präraffaeliten.

© SZ vom 10.11.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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