Klage gegen Ustinov-Stiftung:Spenden verschleiert?

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Schaupieler Charles Huber stellt Strafanzeige gegen die Ustinov-Stiftung: Sie soll Spenden für sein Projekt im Senegal zurückgehalten haben.

Ekkehard Müller-Jentsch

Der Münchner Schauspieler Charles Huber hat Strafanzeige gegen die Sir-Peter-Ustinov-Stiftung erstattet. Das bestätigte am Montag der Sprecher der Staatsanwaltschaft MünchenI, Anton Winkler. Huber, bekannt vor allem aus der TV-Krimiserie "Der Alte", sieht sich von der Stiftung getäuscht und betrogen.

Schaupspieler Charles Huber baute im Senegal eine Schule auf - diese wurde wegen der Unklarheiten über die Spendengelder nicht nach Sir Peter Ustinov, sondern Barack Obama benannt. (Foto: Foto: oh)

Sie hatte vor geraumer Zeit für Hubers Schulprojekt im Senegal Spenden eingesammelt: nach ersten Auskünften angeblich nur rund 126.000 Euro. Selbst über deren Auszahlung wurde schon Anfang des Jahres im Münchner Justizpalast gestritten. Als nun auf Druck des Landgerichts eine neue Bilanz vorgelegt werden musste, fiel Huber aus allen Wolken: In Wirklichkeit waren knapp 219.000 Euro zusammengekommen.

Der dunkelhäutige Fernsehstar beklagt nun, dass die Ustinov-Stiftung sogar vor Gericht eine falsche Aussage hinsichtlich des Spendenaufkommens gemacht habe. "Damit sind nicht nur der Verein 'Afrika Direkt', sondern auch die Spender durch Fehlinformation betrogen worden - von den eigentlichen Nutznießern der Aktion, nämlich den Kindern im Senegal, ganz zu schweigen."

Obama statt Ustinov

Charles Huber, Sohn eines senegalesischen Diplomaten und einer niederbayerischen Mutter, hat mit seinem Verein "Afrika Direkt" im Senegal eine neue Schule eröffnet: "Weltweit die erste Schule, die nach Barack Obama benannt ist", sagte er zur SZ. Eigentlich sollte sie nach Peter Ustinov benannt werden, der sich zu Lebzeiten als Zweck seiner Stiftung auf die Fahne geschrieben hat, die sozialen, gesundheitlichen, geistigen und seelischen Lebensbedingungen von Kindern und Jugendlichen zu verbessern.

Wegen des Streits mit der Stiftung schwenkte Huber bei der Namensgebung dann aber um: "Die Menschen im Senegal sind überzeugt, dass Obama eine Hoffnung für die Welt ist." Zur Zeit ist er bei seinen afrikanische Schützlingen - derzeit rund 60 Kinder, bald sollen es 200 sei.

Die deutsche Botschafterin Doretta Loschelder lobt in einem Brief an Charles Huber das Engagement von Afrika Direkt: Vor allem die Kombination von Bildung und landwirtschaftlichen Projekten sei ein sehr positiver Beitrag zur Entwicklung der oft vom staatlichen System nicht mehr erreichten Kinder. "Besonders bemerkenswert ist es, wenn dieses Engagement über so viele Jahre aufrechterhalten wird", schreibt die Botschafterin.

"65 Prozent für Verwaltungskosten"

Wie berichtet, hatte die Ustinov-Stiftung zunächst 20.000 Euro Fördergelder beigesteuert und dann noch im Namen von Hubers Afrikaverein mit zwei Spenden-Mailings für das Schulprojekt geworben. Dabei seien angeblich 126.078,92 Euro eingenommen worden, hieß es zunächst. Die Stiftung wollte davon den Förderbetrag jedoch wieder abziehen, dazu noch 20 Prozent für eigene Kosten. Dann waren beide Seiten jedoch mit gegenseitigen Forderungen nach Abrechnungen über Kreuz geraten: Vor dem Landgericht MünchenI warf jede Seite der anderen mehr oder weniger vor, keine korrekte Buchhaltung vorgelegt zu haben.

Daraufhin mahnte das Gericht, die Öffentlichkeit dürfe nicht das Gefühl haben, dass hier Spendengelder für Prozesse verwendet werden. Man einigte sich: Hubers Afrika-Verein erhält noch rund 81.000 Euro Zug um Zug gegen beiderseitige Rechnungslegung. Die Ustinov-Stiftung präsentierte durch einen Steuerberater daraufhin die Spenden-Einnahmen-Abrechnung und nannte dabei erstmals als Spendenaufkommen den Betrag von 218.939,50 Euro. Davon will die Stiftung allerdings gleich 92.851,58 Euro für die Mailing-Dienste einer Schweizer Firma ausgegeben haben.

"Die Stiftung, die öffentlich nur mit Verwaltungskosten um acht Prozent wirbt, macht in unserem Fall also mehr als 65 Prozent geltend", erregte sich Charles Huber im Gespräch mit der SZ. Er gehe davon aus, dass in Wirklichkeit Gelder, die für das senegalesische Projekt gesammelt wurden, "in andere Kanäle flossen", schrieb er deshalb an die Staatsanwaltschaft. Möglicherweise liege das tatsächliche Spendenergebnis sogar noch höher, als in der nun "korrigierten" Aufstellung, die er nicht als korrekte Bilanz akzeptiere.

"Wir haben uns nichts vorzuwerfen"

Seine eigene Ausgaben-Bilanz ließ er über Rechtsanwältin Regina Kalthegener und den Steuerberater und Wirtschaftsprüfer Stephan Maier bei der Stiftung vorlegen: 2007 und 2008 habe der Verein für das Senegal-Projekt 92.070,99 Euro aufgewendet. Stiftungs-Anwalt Reinhard von Dalwigk mahnte daraufhin die Vorlage der Originalbelege an.

"Die Stiftung weist die Vorwürfe, die von Herrn Huber als Vorsitzenden des Vereins ,Afrika Direkt' erhoben wurden, zurück und behält sich vor, dagegen juristisch vorzugehen", sagte am Montag Pressesprecherin Vivien Kremer zur SZ. Die Stiftung habe alle Vereinbarungen, die mit dem Verein getroffen wurden, erfüllt und auch - dem Gerichtsvergleich entsprechend - eine detaillierte Kosten- und Einnahmenaufstellung vorgelegt. "Damit wird die Stiftung allen Transparenzansprüchen mehr als gerecht."

"Wir sind überzeugt, dass uns auch in diesem Fall nichts vorzuwerfen ist", sagte Kremer. Dies festzustellen sei nun Aufgabe der Regierung von Oberbayern als aufsichtsführende Instanz. Denn als rechtsfähige Stiftung unterliege die Peter-Ustinov-Stiftung einer gesetzlichen Aufsicht. "Die persönliche Meinung von Herrn Huber ist in diesem Fall nicht maßgeblich."

© SZ vom 16.06.2009/dab - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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