Kirchen als Hort der Musik im Lockdown:St. Maximilian als Leuchtturm - aber andere leuchten auch

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SZ-Lesern gefällt, wie sich eine Pfarrei mit Musik gegen das Verzagen stemmt. Es gebe allerdings auch noch andere Beispiele

"Monsignore Asterix", Kolumne "Das ist schön" vom 11. Dezember:

Konzerte in Regensburg

Mit großem Vergnügen habe ich die Kolumne gelesen. Ich möchte aber darauf hinweisen, dass das sehr gute Beispiel, das die Kolumne erwähnt, zum Glück nicht das einzige seiner Art ist. Künstler*innen und Musiker*innen, die sonst zurzeit keine Möglichkeit für die Ausübung ihrer künstlerischen Tätigkeit haben, wird seit Adventsbeginn die Chance gegeben, sich beim "klingenden Advent" täglich in der katholischen Andreaskirche in Regensburg-Stadtamhof musikalisch einzubringen. Ergriffen wurde diese schöne, für die Aufrechterhaltung junger künstlerischer Karrieren dringend nötige Initiative durch die Hochschule für katholische Kirchenmusik und den Regensburger Künstlerseelsorger Monsignore Werner Schrüfer. Sie erreichen vielleicht nicht die öffentliche Wirksamkeit einer Münchner Innenstadtpfarrei. Vier Wochen täglicher Konzertmöglichkeiten für junge Künstler*innen und Musiker*innen stellen aber eine nicht minder lobenswerte Geschichte bayerischen Kirchenalltags zur Zeit von Corona dar. Edoardo D'Alfonso Masarié, Regensburg

Dankbar und glücklich

"Dankbar und glücklich müssen wir sein...", so endet die Philippika des Doktor Schönfärber in der legendären Serie "Monaco Franze". Dieser Auffassung ist offensichtlich auch der Autor Oliver Hochkeppel: Dankbar und glücklich müssen die katholischen Pfarrgemeinden im Erzbistum sein, dass es unter ihnen wenigstens eine gibt, der außer "Litanei und Liturgie" noch etwas anderes einfällt. Dankbar und glücklich müssen wir also sein, dass wir als katholische Pfarrgemeinden, Kirchenmusiker und Ehrenamtliche wenigstens die Leuchtturmpfarrei St. Maximilian mit dem wohl "bekanntermaßen modernsten, weltoffensten und umtriebigsten Pfarrer weit und breit" gesegnet sind. Zumindest einer, der auf uns alle anderen, die wir in den Niederungen unserer Inkompetenz umherstolpern, ein wenig Glanz fallen lässt.

So könnte man Hochkeppels Beitrag verstehen. Im Gegensatz zum Autor kenne ich weder alle 750 Pfarreien des Bistums, geschweige denn alle Pfarrer. Im Gegensatz zu ihm kenne ich aber nicht wenige Gemeinden und deren haupt- und ehrenamtliche Mitarbeitenden, die sich täglich in kreativer und mühevoller Arbeit um Künstlerinnen und Künstler mühen, ihnen in Gottesdiensten oder anderen Formaten Auftrittsmöglichkeiten verschaffen und sie zu unterstützen suchen. Da mögen sicher nicht so wohlklingende und berühmte Namen wie in St. Maximilian dabei sein, aber auch die weniger bekannten freischaffenden Orchestermusiker*innen und Sänger*innen brauchen Hilfe. Und die bekommen sie auch.

Mit ein wenig Mühe hätte der Autor recherchieren können, wie viele Kirchenmusiker*innen allein in München durch oben erwähnte Formate wichtige und unverzichtbare Kulturarbeit leisten. Mit ein wenig Mühe hätte der Autor selbst gerade jetzt in der Adventszeit live und in Farbe erleben können, wie vielfältig und kreativ die Unterstützung für freiberufliche Künstler*innen in den Kirchengemeinden ist.

Offensichtlich ist es aber einfacher, ein unbestritten gutes und wertvolles Projekt wie in St. Maximilian als Unikat zu vermarkten. Ja, es ist gut und wichtig, was die Pfarrei St. Maximilian mit ihren prominenten Unterstützern leistet. Und ja, es ist schlechter Stil, alle anderen über einen Kamm zu scheren und zu diskreditieren.

Dankbar und glücklich müssen wir sein, dass in diesem Fall die Berichterstattung der SZ nicht die Wirklichkeit abbildet.

Christoph Joppich, München

Da ist noch mehr Engagement

Grundsätzlich stimme ich Herrn Hochkeppel zu: Dass Pfarrer Schießler soloselbstständigen Musikern die Möglichkeit bietet, in seiner Kirche aufzutreten, ist schön. Nicht nur sehr wichtig als Hilfe für die Musiker angesichts der aktuellen Lage, sondern auch eine Bereicherung für die Gottesdienstbesucher, die sicher dankbar sind für die schöne Gelegenheit, Musik endlich wieder einmal live zu hören.

Allerdings stellt sich mir angesichts der Aussage "aber was machen die gut 750 Pfarreien im Erzbistum München und Freising daraus? Über die übliche Liturgie und Litanei hinaus herzlich wenig", doch die Frage, in welchen Pfarreien Herr Hochkeppel recherchiert hat. Ich darf erinnern an zahlreiche Aktionen in der Fasten- und Osterzeit, als ohne viel Vorbereitungszeit auf digitale Angebote umgestiegen wurde wie Livestreams von Gottesdiensten oder tägliche Impulse auf der Pfarreihomepage. Der Großteil dieser Arbeit wird von ehrenamtlichen Mitarbeitern geleistet, die dafür in der gegenwärtigen, für alle herausfordernden Situation zusätzlich zur gestiegenen Belastung in Beruf und Familie ihre Zeit und Energie einbringen. Sind sie alle in den Augen von Herrn Hochkeppel nicht "Kirche", nicht "Pfarrei"? Ich bin erstaunt über eine derart verengte und theologisch inkorrekte Perspektive, die nur die amtskirchlichen Strukturen als "Kirche" gelten lässt. Hier übernehmen zahlreiche Laien und natürlich auch Frauen ganz selbstverständlich Verantwortung für das kirchliche Leben, ohne lang über das Amtsverständnis zu diskutieren, wenn auch viele von ihnen dieser Diskussion mit großem Interesse folgen. Die großen sozialen Probleme wird dieses Engagement vielleicht nicht lösen können, dafür aber zumindest einen Beitrag dazu leisten, dass sich Menschen mit ihren Sorgen und Nöten ernstgenommen und in ihrer Pfarrei wohlfühlen können. Annkatrin Blank, Schwandorf

© SZ vom 30.12.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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