Ein Jäger und sein Hund, ein angegrautes Wolfs-Duo, eine rockige Wildschwein-Gang, ein notorisch gut gelaunter Rabe, ein depressiver Hirsch, ein cholerischer Hirschkäfer und dann, klar, noch ein Fuchs - sie alle haben eine Rolle sicher in Katharina Neuschaefers neuer Fassung von "Das schlaue Füchslein". Das Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks hat die Münchner Autorin gebeten, sich des Textes von Max Brod anzunehmen, der in den 1920er Jahren die deutsche Fassung zu Leos Janáceks Kinderoper geschrieben hat. Übrig geblieben von der Vorlage sind letztlich in Neuschaefers Version nur noch der brutale Jägersmann, als Vertreter der Menschen, ein Hund und das Füchslein, das aber am Ende sicher nicht zu Pelz verarbeitet wird, so viel schon mal vorweg.
Nicht jedes Kind ist bereit für eine 3D-Schock-Therapie im Kino oder Grimms nicht selten brutale Märchen. Selbst für Janáceks Drei-Akter muss man im Original einiges aushalten können, was nicht allen kindlichen Rezipienten in die Wiege gelegt ist. Auch deshalb also nun Katharina Neuschaefers mildere, dafür mit Humor verfeinerte Version, die sie sich zur Suite von Sir Charles Mackerras (nach Janácek) ausgedacht hat.
Uraufgeführt wird das neue "Schlaue Füchslein" am Samstagnachmittag des 22. Oktober in der Münchner Philharmonie. Es ist der bislang einzige Termin für dieses Konzertereignis, das die ganze Familie ansprechen soll, insbesondere aber Kinder ab fünf Jahren. Das Konzert wird im Rahmen des SZ-Adventskalenders aufgeführt, der Reinerlös kommt dem Projekt "Musik für alle Kinder" zugute.
Als Sprecher dabei ist der Schauspieler Rufus Beck. Dessen wandelbare Stimme tönt in deutschen Kinderzimmern vor allem dort, wo Harry Potter oder Hermine Granger über Lautsprecher zaubern dürfen. Er hat bekanntlich alle sieben Potter-Bände zu ungemein unterhaltsamen Hörbüchern gemacht - und begeistert auch Katharina Neuschaefer, die sich als "endlose Potter-Anhängerin" bekennt. Noch bevor sie am Schreibtisch die Füchslein-Geschichte entwickelte, hatte sie erfahren, dass Rufus Beck bei der konzertanten Lesung im Gasteig als Sprecher in die Rollen schlüpfen würde.
Entsprechend seinen sprachlichen Fähigkeiten, sagt die Autorin, habe sie die Figuren angelegt. Mit ihnen wolle sie eine Brücke zu den Kindern schlagen: Der Jäger etwa verkörpert das Böse und mit ihm sein Hund Janus, der, wie sein Name andeutet, auch eine bessere Seite hat. Die Füchsin Leja nimmt den Kampf auf gegen den mordenden Jäger und zettelt mit den anderen Tiere eine Revolution im Wald an. Leja sei eine alternative Pazifistin, die auf Verständnis baue, sagt die Autorin. Typ Frauenrechtlerin. Das aber würden nur die Erwachsenen mitkriegen. Neuschaefers Lieblingstier ist der Hirschkäfer Goliath, der sich selbst überschätzt und durchaus militant sein kann. Ihre Figuren seien comichaft, agierten nicht erwartbar, sagt Neuschaefer. Damit, so hofft sie, komme der Kick.
Auch ihre warme Stimme dürfte vielen Kindern bekannt sein. Die Musikwissenschaftlerin und Germanistin, die in Bamberg studiert hat, arbeitet seit 2003 als Moderatorin für die BR-Sendung "Do Re Mikro". Als Hörspiel-Autorin hat sie sich auf Sagen und Komponisten spezialisiert, Wagner, Mozart, Händel, Vivaldi zum Beispiel. In Kürze erscheint auch ein erstes Kinder-Lesebuch mit nordischen Sagen von ihr. Das Schreiben sei ein Lernprozess, sagt die 34-Jährige. Die Sprache ihrer ersten Texte empfindet sie als "eher betulich". Mittlerweile bemüht sie sich bewusst um mehr Klarheit und Einfachheit. Das mag mit ihrem dreijährigen Sohn zusammenhängen, mit dem sie wohl täglich aufs Neue lernt, die Welt kindgerecht zu erklären.
Neuschaefer legt ihre Figuren im reduzierten Comicstil an, vergleichbar den Graphic Novels. So entstehen zusätzliche Bilder im Kopf. Eine Wildschweinrotte als Rockerbande - das kann man sich vorstellen. Und wenn man genau zuhört, versteht man auch die Botschaften im "Füchslein". Neuschaefer erklärt sie so: "Durch Zusammenhalt wird viel erreicht, und jeder ist wertvoll."
Das Familienkonzert "Das schlaue Füchslein" mit dem Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks findet am Samstag, 22. Oktober, um 15 Uhr in der Philharmonie im Gasteig statt. Karten gibt es unter www.sz-tickets.de und bei www.br-klassik ticket.de