Kinderhilfswerke:Spenden in die eigene Tasche

Lesezeit: 2 min

Zwei Kinderhilfswerke sollen mehr als 40.000 Mitglieder um mehrere Millionen Euro betrogen haben.

Monika Maier-Albang

Zwei Kinderhilfswerke stehen im Verdacht, bundesweit mehr als 40.000 Spender um Geld betrogen zu haben. Im Fokus der Ermittler stehen der in München ansässige Verein "Dreikäsehoch für Kinder" und der Bremer Verein "Aktion 2000". Laut Polizei besteht der Verdacht, dass Spendengelder in Millionenhöhe veruntreut worden sind.

Statt Kindern zu helfen sollen zwei Organisationen ihre Mitglieder für private Zwecke um Spendengelder geprellt haben. (Foto: Foto: ddp)

In München wird gegen einen 42-jährigen Mann aus Geretsried und eine 45-jährige Frau aus Unterschleißheim ermittelt, die den Verein "Dreikäsehoch für Kinder" gegründet haben. Die 45-Jährige ist die Lebensgefährtin eines der Bremer Beschuldigten, der bei dem Verein "Aktion 2000" gearbeitet hatte.

Mitgliedsbeitrag mehrfach abgebucht

Offenbar gingen die Beschuldigten bei beiden Vereinen nach demselben Muster vor: Der Jahresbeitrag, der bei beiden Vereinen 60 Euro beträgt, wurde bei zahlreichen Mitgliedern mehrfach abgebucht. Allein bei dem Bremer Verein "Aktion 2000" sind so nach Erkenntnissen der Bremer Staatsanwaltschaft von 2001 bis 2005 Spenden in Höhe von mehreren Millionen Euro für "vereinsfremde Zwecke verwendet" worden. Geworben wurden die Mitglieder oft per Telefon - von Mallorca aus.

Der Verein unterhält in Bremen seit 2004 eine eigene Kindertagesstätte, hat nach eigenen Angaben rund 45.000 Mitglieder. Die Staatsanwaltschaft in Bremen ermittelt nun gegen fünf Personen wegen gewerbsmäßigen Betrugs und Untreue: die zweite Vorsitzende des Vereins und ihren Ehemann, den Geschäftsführer und drei ehemalige Mitarbeiter.

Spenden wurden zum Großteil für private Zwecke verwendet

Der erste Vorsitzende des Vereins, der erst nach 2005 das Amt übernommen hat, gehört laut Staatsanwaltschaft nicht zu den Beschuldigten. Er hat im Internet eine Erklärung veröffentlicht, in dem er sein Bedauern darüber ausdrückt, dass der Verein "erneut in die Schlagzeilen gerät". Bereits im Dezember 2007 hatte das ARD-Nachrichtenmagazin "Panorama" den Vorwurf erhoben, dass der Verein mindestens 80 Prozent der Spenden für angebliche Verwaltungskosten oder Werbung ausgebe.

Ein Vorwurf, den die Bremer Staatsanwaltschaft nun stützt. Das Geld, heißt es dort, sei zum Großteil für "private Zwecke" verwendet worden. "Panorama" hatte sich bei seinen Recherchen auf die Landesordnungsbehörde Rheinland-Pfalz berufen. Dort hatte man bei einer Überprüfung des Vereins den Betrug festgestellt und dem Verein darauf das Werben verboten. Allerdings nur in Rheinland-Pfalz, nicht in Bremen.

Nach Bremer Vorbild hat offenbar der Münchner Verein "Dreikäsehoch für Kinder" gearbeitet. Gegründet hat ihn eine in Unterschleißheim lebende Freundin eines der Bremer Beschuldigten. Die Mitglieder wurden laut Polizei über Drücker angeworben. Die Vereinsbeiträge zog der Verein über Lastschriftverfahren ein, ebenfalls häufig mehrfach. Die Polizei geht momentan von rund 1000 Geschädigten aus, die insgesamt um mindestens 50.000 Euro geprellt worden seien.

© SZ vom 31.05.2008/af - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: