"Kidical Mass":Im Pulk über rote Ampeln

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Kinder und Erwachsene radeln für mehr Sicherheit im Straßenverkehr

Von Franz Kotteder, München

"Radfahren ist kinderleicht", sagt Andreas Schuster, der Sprecher des Bürgerbegehrens "Radentscheid München", deshalb wollte man am Sonntagnachmittag "mit Kindern und Erwachsenen sicher und im Verband geschützt durch München fahren". Vom Odeonsplatz bis zum Bavariapark ging es sieben Kilometer durch die Stadt, "um zu zeigen, dass auch Kinder ein ernst zu nehmender Teil des radelnden Straßenverkehrs sind", so Schuster. Knapp 80 Radler, darunter auch einige Kinder, beteiligten sich. Die durften, weil es sich um eine Demo handelte, ungestraft all das machen, was sonst verboten ist: über den abgesperrten Marienplatz fahren unter dem Applaus der Cafégäste, über rote Ampeln düsen, und sich auch noch selbst auf dem Radl mit dem Handy filmen. Man querte auf der Tour auch die Isar - an exakt jener Stelle, an der erst vor einigen Tagen ein elfjähriger Radfahrer ums Leben gekommen war, weil ihn ein Lastwagenfahrer übersehen hatte.

Die Veranstalter von der Initiative Radentscheid, die noch bis 30. Juni Unterschriften sammeln, haben zum zweiten Mal zum "Münchner Kidical Mass" geladen. Der Begriff spielt auf die sogenannte "kritische Masse" an, ab der etwas ernst zu werden beginnt, und die ganze Bewegung wurde 2008 im Autofahrerland USA, genauer in Eugene, Oregon erfunden. Ziel war es, Kinder für das Fahrradfahren zu begeistern. In München fand die erste derartige Aktion zehn Jahre später, 2018, statt. In diesem Jahr gab es einen leichten Zuwachs bei den radelnden Teilnehmern, im Vergleich zu den "Kidical Mass"-Demos in Berlin sind das jedoch immer noch wenig, dort nehmen zwischen 1500 und 4000 Radfahrer daran teil.

© SZ vom 03.06.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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