Katalysezentrum:Schlampig geplant

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Rechnungshof rügt Fehler beim Bau der Chemie-Fakultät der TU

Von Stefan Simon

Gering waren die Erwartungen nie: "Bayern an die Weltspitze bringen", lautete der Auftrag von Wissenschaftsminister Wolfgang Heubisch, als er 2009 zur Grundsteinlegung für den Neubau der Chemie-Fakultät der Technischen Universität München (TU) kam. Zehn Jahre später lässt sich sagen: Die Forscher forschen recht zufrieden in ihrem neuen Katalysezentrum, immerhin. Nur mit dessen Bau lief es nicht so richtig spitze. (Für Heubisch auch nicht, er flog 2013 mit der FDP aus der Regierung, aber das ist eine andere Geschichte.)

In seinem am Dienstag vorgelegten Jahresbericht übt nun der Bayerische Oberste Rechnungshof (ORH) harsche Kritik: Wie sich herausstellte, reichten die 44,5 Millionen Euro für den Neubau nicht einmal ansatzweise, die Kosten wuchsen und wuchsen und betrugen am Ende 67,4 Millionen Euro - eine Preissteigerung um sagenhafte 50 Prozent. Doch damit nicht genug: Einen großen Teil der Mehrkosten zweigten die Verantwortlichen aus dem Etat ab, der eigentlich zur Sanierung der bestehenden Chemie-Gebäude gedacht war. Dort klafft nun ein Loch von 14,5 Millionen Euro. Der Landtag sei über die diversen Umplanungen und die Gesamtentwicklung "jahrelang nicht informiert" worden, bemängeln die staatlichen Rechnungsprüfer.

Sieben Seiten umfasst das Kapitel im ORH-Bericht, der die Schuld in einer von Anfang an "unzureichenden" Planung sieht. Die beteiligten Behörden und Architekten hätten nur elf Wochen Zeit zur Kostenberechnung gehabt, eine vereinfachte "Vorentwurfsplanung" diente schließlich als Basis für alle Kalkulationen. Doch das sollte nicht der einzige Fehler bleiben, wie der Rechnungshof berichtet. Noch vor Baubeginn stellte sich heraus, dass das Gebäude vier Meter höher geplant werden musste, auch aus Sicherheitsgründen. Es wurde um eine Etage höher, was zu Umplanungen im Inneren führte - und nicht nur dort. Der Haupteingang hätte nun "um 3,30 Meter über der bestehenden Geländeoberfläche" gelegen, also mussten Landschaftsplaner her, um Gelände aufzuschütten und zu modellieren. Dem wiederum fiel ein Parkplatz für 145 Autos zum Opfer, und nun werden auf dem TU-Campus Parkhäuser errichtet.

Wer den Schaden hat, kann daraus lernen: Einrichtungen für Spitzenforschung sind "einer Bewertung anhand pauschalierter Richtwerte nicht zugänglich"; und es ist schwierig, dem Bezugstermin eine höhere Priorität einzuräumen als der "erforderlichen Planungstiefe". Beides räumen die Behörden ein. Und wenn beides in Zukunft anders läuft, klappt es ja vielleicht auch beim Bauen mit der Weltspitze.

© SZ vom 10.04.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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