Kampagne "Gscheid radln":Tausende Verstöße von Radlern und Autofahrern

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Eine Kampagne zeigt, dass es oft an Rücksichtnahme fehlt

Von Julian Hans

Eigentlich möchten Polizei und Stadtverwaltung mit der Kampagne "Gscheid radln" an gegenseitige "Fairness und Rücksichtnahme" unter den Verkehrsteilnehmern appellieren. Aber in Anbetracht der ersten Zwischenbilanz nach zwei Wochen wären die Initiatoren wohl schon froh, wenn sich die Münchner wenigstens an die Verkehrsregeln hielten.

Mehr als 3000 Verstöße registrierte die Polizei seit dem 20.Mai. Kontrolliert wurde verstärkt an Orten im Stadtgebiet, an denen es im vergangenen Jahr viele Unfälle gegeben hatte. Außerdem hatte der ADFC Straßen genannt, an denen Autos besonders häufig auf Radwegen parken. So viel ist sicher: Das Ergebnis wird den ewigen Streit darum, wer schlimmer ist - Radler oder Autofahrer - auch nicht entscheiden.

Die Polizei sprach etwa 600 Verwarnungen gegen Autohalter aus, die ihren Wagen auf Radwegen abgestellt hatten. Das kostet im einfachen Fall 20 Euro, wenn der Verkehr dadurch stark behindert wird, beträgt das Bußgeld 30 Euro. 16 Autos wurden abgeschleppt. Mehr als 500 Radfahrer wurden verwarnt, weil sie als "Geisterradler" gegen die Fahrtrichtung unterwegs waren. Im vergangenen Jahr war das Geisterradeln eine der Hauptursachen bei Unfällen, an denen Radfahrer beteiligt waren. Ein Verwarnung kostet hier 20 Euro.

Deutlich teurer wurde es für die Verkehrsteilnehmer, die mit dem Mobiltelefon in der Hand erwischt wurden. Das kostet 55 Euro und liegt damit nur fünf Euro unter der Grenze, ab der es einen Eintrag in die Flensburger Verkehrssünderdatei gibt. Mehr als 230 Radfahrer hat die Polizei bei ihren Kontrollen in den vergangenen zwei Wochen für das Benutzen des Handys beim Radeln verwarnt.

Mehr als 120 Radfahrer wurden verwarnt, weil sie über rote Ampeln gefahren waren. Das kostet 60 Euro, wenn die Ampel gerade erst auf Rot gesprungen ist. Wenn sie schon länger als eine Sekunde Rot zeigt, werden 100 Euro fällig. Einen Punkt in Flensburg bekommt der Radler auf jeden Fall. Mehr als 170 Radler wurden verwarnt, weil sie auf dem Gehsteig fuhren, etwa 120 bekamen Ärger, weil ihr Rad keine vorschriftsmäßige Beleuchtung hatte.

Überschattet wird die Aktion "Gscheid radln" in diesem Jahr von dem tödlichen Unfall, bei dem ausgerechnet am Tag des Auftakts ein elf Jahre alter Schüler in der Corneliusstraße von einem nach rechts abbiegenden Lkw überrollt wurde und starb. Bei einem ähnlichen Unfall wurde am Mittwoch eine 31-jährige Frau leicht verletzt. Ihr Rad wurde auf der Seidlstraße stadteinwärts beim Überqueren der Marsstraße von einem Sattelzug erfasst und zerquetscht. Die Frau hatte Glück, obwohl ein Reifen des Lasters über ihre Hand rollte, trug sie nur leichte Verletzungen davon und konnte nach einer ambulanten Behandlung im Krankenhaus bald wieder entlassen werden.

Es war der zwölfte derartige Unfall in München in diesem Jahr, bei dem ein Radfahrer verletzt wurde, weil der Fahrer eines Lkw oder Busses ihn im toten Winkel nicht gesehen hatte. Im Zuge der Aktion "für Fairness und Rücksichtnahme" musste die Polizei bisher 36 Autofahrer wegen Fehlern beim Abbiegen verwarnen.

Die Polizei appelliert daher noch einmal an die Autofahrer: "Denken Sie insbesondere an Kreuzungen und Einmündungen an die Gefahren des toten Winkels, und schauen Sie vor dem Rechtsabbiegen wiederholt in den Spiegel, um Radfahrer oder Fußgänger rechtzeitig erkennen zu können". Den Radfahrern rät die Polizei: Blickkontakt zu den Fahrern von Autos suchen, die nach Rechts abbiegen - und im Zweifel lieber auf die Vorfahrt verzichten.

© SZ vom 07.06.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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