Jungbauernkalender:Bauer zeigt Frau

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"Wir leben schließlich genauso wie die jungen Menschen in der Stadt": Seit fünf Jahren lassen sich Bäuerinnen mit nassen Unterhemden oder transparenter Reizwäsche fotografieren. Ausgerechnet mit dem Pin-up-Kalender will die Bayerische Jungbauernschaft zeigen, dass man auch auf dem Land modern ist.

Franz Kotteder

Warum die fesche Julia aus Niederbayern in ihrem knappen Kleidchen ausgerechnet im Erdbeerfeld sitzt, will der Moderator Tilmann Schöberl von ihr wissen. "Ja - es war Erdbeerzeit!", sagt die 19-Jährige in gepflegtem Niederbairisch, und das klingt fast etwas empört, weil es ja doch wohl logisch ist.

Anita aus Unterfranken posierte für den neuen Jungbauernkalender stundenlang im feuchten Unterhemd, bis die Gummistiefel tropfnass waren. (Foto: Catherina Hess)

Und sag mal, Anita aus Unterfranken? War das lästig, dass man dir immer wieder einen halben Liter Wasser drüber gegossen hat, damit das Unterhemd auch schön nass bleibt? "Freilich", sagt Anita, "weil ich Gummistiefel angehabt habe und alles da reingelaufen ist!"

Über den Bauernstand lässt sich bestimmt allerhand sagen. Nicht jedoch, dass er nicht auch seine Reize hätte. Das jedenfalls war vor zehn Jahren der Ausgangspunkt für die Überlegung, den ersten "Jungbauernkalender" zu produzieren. Der österreichische Jungbauernverband war auf die Idee gekommen und hatte den Wandkalender mit Fotos von leicht bekleideten Mädchen aus der Landwirtschaft herausgebracht. Die 2000 Stück waren innerhalb von drei Tagen weg. Und weil auch das Nachbarland Bayern ansehnliche Frauen beherbergt, wird das erfolgreiche Stück seit 2006 gemeinsam mit der Bayerischen Jungbauernschaft produziert.

Am Dienstag stellte die im Hofbräuhaus das Werk und die sechs bayerischen Vertreterinnen darin vor. Man wolle "auf sinnliche und schöne Weise die Arbeit in der Landwirtschaft zeigen", heißt es, und man wolle weg vom Image der betagten Bäuerin in Kittelschürze. Man sei heute auf dem Lande auch modern und auf der Höhe der Zeit, sagt der Landesvorsitzende der Bayerischen Jungbauernschaft, Ludwig Raßhofer: "Wir leben schließlich genauso wie die jungen Menschen in der Stadt."

Man könnte nun einwenden, dass die jungen Menschen in der Stadt auch nicht immerzu barbusig und lasziv am Schreibtisch herumlümmeln oder in transparenter schwarzer Reizwäsche und High Heels am Arbeitsplatz erscheinen. Auch ist der Pin-up-Kalender als solcher so modern auch wieder nicht, sondern gehört wohl eher in die fünfziger und sechziger Jahre. Mal ganz zu schweigen von dem darin enthaltenen Frauenbild (auch im übertragenen Sinne). Aber gut. Das Ganze soll ja nicht bierernst genommen werden.

In Österreich scheint man in dieser Hinsicht sowieso ein bisschen weiter zu sein als in Bayern. Während es bei uns lediglich eine "Bayern Girls Edition" gibt, haben die Nachbarn eine Ausgabe mit "Girls" und eine mit "Men" aufzuweisen. "Wir haben jedes Jahr um die 1000 Bewerber", sagt Christina Spangl vom österreichischen Jungbauernverband, "etwa die Hälfte davon sind junge Männer." Verglichen damit ist der bayerische Jungbauer eher g'schamig, wie man so sagt. "Für eine Männer-Ausgabe melden sich bei uns viel zu wenige Bewerber", sagt Ludwig Raßhofer, der aber offenbar auch nicht mit gutem Beispiel vorangehen mag.

Die jungen Frauen vom Lande sind jedenfalls weniger spröde, wenn man so will: Mehr als 200 haben sich dieses Jahr in Bayern gemeldet, um von dem renommierten Fotografen Andreas Hofer abgelichtet zu werden. Sechs von ihnen wurden dann ausgewählt, um zusammen mit ebenso vielen Österreicherinnen fotografiert zu werden. Die Aufnahmen fanden dann beispielsweise in einer Straußenfarm in Leipheim oder auf einem Sojafeld bei Neu-Ulm statt.

Die 19-jährige Antonia war auf letzterem und ist mit den Aufnahmen sehr zufrieden: "Wir durften schon mitreden. Oben ohne hätte ich ja nicht gemacht." In dieser Hinsicht ist man in Österreich übrigens freizügiger. Falls das in diesem Zusammenhang jemanden interessiert.

© SZ vom 12.10.2011 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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