Jugendschutz auf der Wiesn:Kein Platz für junge Kampftrinker

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Bier für Jugendliche ist auch heuer auf dem Oktoberfest eigentlich tabu. Im Zweifelsfall müssen Wiesn-Besucher ihren Ausweis vorzeigen.

Von Claudia Wessel und Monika Maier-Albang

Am heutigen Samstag beginnt das 171. Oktoberfest. Pünktlich um 12 Uhr wird OB Christian Ude im Schottenhamel-Zelt das erste Fass anstechen und sein berühmtes "Ozapft is" ausrufen. Erstmals tritt heuer auf der Wiesn eine besondere Form von Jugendschutz in Kraft: Jugendliche Biertrinker können damit rechnen, dass sie der Bedienung ihren Ausweis zeigen müssen. Erstmals tritt heuer auf der Wiesn eine besondere Form von Jugendschutz in Kraft: Jugendliche Biertrinker können damit rechnen, dass sie der Bedienung ihren Ausweis zeigen müssen.

(Foto: Foto: ddp)

Dem traurigen Phänomen der "jugendlichen Kampftrinker" soll auf diese Weise bestmöglich begegnet werden, sagt der Sprecher der Wiesn-Wirte, Toni Roiderer. "Das ist eine Bitte von Jugendamt und Polizei. Die glauben, dass wir in den letzten Jahren zu lasch waren, was das betrifft." Auch Jugendliche unter 16 Jahren sollen früher Bier erhalten haben. "Das stimmt natürlich nicht", so Roiderer. "Wir haben immer darauf geachtet. Aber die jungen Leute haben dann eben jemanden dabei, von dem sie das Bier bestellen lassen." Heuer habe er in seiner Mitarbeiterbelehrung auf dieses Problem besonders hingewiesen. Die Kellnerinnen werden bei Zweifeln die Ausweise der Jugendlichen verlangen.

Alle anderen jedoch, die älter sind als 16, dürfen sich auf Udes erfolgreiches Anzapfen freuen, denn nach den daraufhin ertönenden Böllerschüssen fließt das Bier. Wie viele Schläge Ude brauchen wird, ist wie immer eine spannende Frage. Im vergangenen Jahr waren es drei. Sein Rekord liegt nach wie vor bei zwei Schlägen und stammt aus dem Jahr 2000.

Verkleinerte Wiesn

Wegen des Zentralen Landwirtschaftsfestes (ZLF), das vom 18. bis 26. September auf dem Südteil der Theresienwiese stattfindet, gibt es heuer nur eine "Kleine Wiesn" auf 26 statt 31 Hektar. Dadurch und aufgrund der allein zum ZLF erwarteten rund 400.000 Besucher wird es etwas gedrängter zugehen als sonst, warnt Fremdenverkehrschefin Gabriele Weishäupl. 74 gastronomische Betriebe, 185 Schausteller und 332 städtische Verkaufsstände wurden zugelassen. Insgesamt arbeiten rund 12.000 Menschen auf der Wiesn.

Bargeldlos zahlen mit der Wiesn Card

Eine neue Errungenschaft ist in diesem Jahr die Wiesn Card, die es im Wert von 30 oder 50 Euro gibt und mit der man bei mehr als 400 teilnehmenden Schaustellern und Marktkaufleuten bargeldlos zahlen kann. In den Festzelten gilt sie nicht. Zusätzlich erhalten Wiesn-Card-Besitzer einen Rabatt von zehn Prozent sowie ein Gutscheinheft mit Vergünstigungen im Wert von rund 200 Euro. Die Karte kann nicht auf dem Oktoberfest, sondern nur an den Vorverkaufsstellen erworben werden. Eine Liste dieser Stellen findet man im Internet unter www.wiesncard.de. Ebenfalls im Sinne des Jugendschutzes ist, dass man mit der Wiesn Card weder Tabakwaren noch Alkohol kaufen kann.

Neuer Behördenhof

Die Polizei wird in diesem Jahr mit rund 300 eigens geschulten Beamten auf der Wiesn präsent sein - die Zentrale ist zum ersten Mal im neuen Behördenhof untergebracht. Endlich eine "trockene und saubere" Unterkunft, freut sich Wachleiter Gerhard Bayer. Auf den Autobahnen rund um München wird es verstärkte Alkoholkontrollen geben. Darüber hinaus sind 750 Ordner im Einsatz, die unter anderem Taschen an den Eingängen der Bierzelte kontrollieren.

Die Zahl der Kameras für die Videoüberwachungen in den Feststraßen wurde von elf auf zwölf aufgestockt. Beamte mit Pferden und Sprengstoffhunden werden unterwegs sein. Das Landeskriminalamt fürchtet zur Wiesn-Zeit eine vermehrte Manipulationen an Geldautomaten.

Wie bereits im Vorjahr gibt es auch diesmal auf dem Oktoberfest eine Anlaufstelle für Mädchen und Frauen in Not. Bayerns Justizministerin Beate Merk (CSU) nannte die alljährliche Bilanz von sexuellen Übergriffen auf der Wiesn "erschreckend" und appellierte an die Besucher, beim Alkohol "Maß zu halten".

© SZ vom 18.09. - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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