Jugendamt:"Offensichtliche Schwächen"

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Sozialverbände kritisieren Suche nach neuem Jugendamtschef

Von heiner Effern

Die großen Sozialverbände kritisieren die Suche der Stadt nach einer neuen Leitung für das Jugendamt scharf. Das Verfahren habe "offensichtliche Schwächen", erklärte der Münchner Caritas-Chef Norbert Huber, der auch Sprecher der Arbeitsgemeinschaft der freien Wohlfahrtspflege in München ist. Die Rechte der Sozialverbände seien "ausgehöhlt" worden. Das könnte laut Huber massive Konsequenzen haben: "Die über lange Jahre selbstverständlich praktizierte und bewährte partnerschaftliche Zusammenarbeit . . . steht auf dem Spiel."

Am Dienstag geht das Verfahren in die Endphase. Dann stellt sich die einzig verbliebene Kandidatin, eine Psychologin, dem Kinder- und Jugendhilfeausschuss vor. Dieser spricht eine Empfehlung für die Vollversammlung des Stadtrats aus. Anhörungsrecht und Stimmen haben dort auch Vertreter der Wohlfahrtspflege. Diese äußern sich nun ähnlich kritisch zum Vorschlag des Personalreferats nach der ersten Bewerbungsrunde, wie es zuvor schon verschiedene Fraktionen getan haben. Dessen Chef Alexander Dietrich (CSU) schlug in Übereinstimmung mit dem Auswahlgremium nur eine einzige Kandidatin für das Jugendamt vor. "Eigenartig" nennt Caritas-Chef Huber dieses Vorgehen, damit könne der Ausschuss nicht mehr unter verschiedenen Kandidaten auswählen, sondern nur noch mit Ja oder Nein stimmen. Eine Initiative im Ältestenrat, doch noch weitere Kandidaten für die Sitzung zuzuladen, scheiterte aus juristischen Gründen.

Nun bleiben zwei Szenarien: Die einzige Kandidatin, die zudem keine größere Erfahrung mit Personal- oder Budgetverantwortung besitzen soll, erweist sich als geeignet für den Posten als Chefin von etwa 1200 Mitarbeiterin. Oder sie fällt bei der Vorstellung durch und die Stelle wird neu ausgeschrieben. Das würde bedeuten, dass das größte kommunale Jugendamt in Deutschland nach zweieinhalb Jahren ohne Chefin weiter führungslos wäre. Äußerungen von Stadträten deuten darauf hin, wie auch die Erklärung der Wohlfahrtsverbände, die überraschenderweise einen Zeitdruck verneinen. Wichtiger sei es, langfristig eine fachlich versierte und von einer großen Mehrheit getragene Leitung zu finden, heißt es dort.

© SZ vom 17.03.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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