Judo-Bundesliga:Gut beraten

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Mann der Stunde beim TSV Großhadern: Zugang Elias Frank (oben) hat seine letzten vier Kämpfe alle gewonnen. (Foto: Claus Schunk)

Nach dem 11:3 in Rüsselsheim fehlt dem TSV Großhadern nur noch ein Erfolg am letzten Kampftag zur Endrunde der Bundesliga.

Von Julian Ignatowitsch, München

Gerhard Dempf trank ein alkoholfreies Weizen und war hochzufrieden. "Wir haben heute von vorne bis hinten einen souveränen Kampf abgeliefert", sagte der Teambetreuer des TSV Großhadern und ergänzte: "Ach ja, ich bin Fahrer."

Auf der knapp vierstündigen Rückfahrt aus Hessen ließ er dann mit Kollege Tobias Englmaier den 11:3-Sieg im Judo-Bundesligakampf beim JC Rüsselsheim Revue passieren. Bereits zur Halbzeit lag Großhadern mit 5:2 Punkten vorne. "Wir haben uns dann lange über die Aufstellung im zweiten Durchgang beraten", sagte Dempf. Vor zwei Jahren hatte der TSV an selber Stelle einen identischen Vorsprung noch aus der Hand gegeben. "Daran haben wir uns erinnert und die Kämpfer gewarnt", erzählte Dempf. Großhadern vollzog die richtigen Wechsel und gab nach der Pause sogar nur noch einen Punkt ab. "Der Sieg war diesmal verdient, auch in dieser Höhe", resümierte Dempf.

Zwei Wochen vor der Weltmeisterschaften fehlten beiden Teams die besten Kämpfer: Großhadern musste auf Schwergewichtler Karl-Richard Frey verzichten, bei Rüsselsheim fiel Halbschwergewichtler Eduard Trippel aus. Trotzdem sahen die Zuschauer enge Duelle, die wie der letzte Kampf von Maximilian Heyder bis in die Verlängerung gingen. Meist mit dem besseren Ende für Großhadern. Bei den Münchnern übernahmen der erfahrene Schwede Marcus Nyman (-90 kg) und der aufstrebende Kapitän Lukas Vennekold (-73 kg) mit je zwei Siegen die Führung. Sebastian Freytag (-81 kg), 21, feierte seinen ersten Bundesliga-Sieg und "muss dafür noch eine Runde ausgeben", sagte Dempf.

Zu einem wichtigen Bestandteil der Mannschaft hat sich der 22-jährige Zugang Elias Frank (-90 kg) entwickelt. Er holte ebenfalls zwei Punkte und hat nun die vergangenen vier Kämpfe gewonnen. Vom Amateurklub TV Erlangen wechselte Frank zum zwölfmaligen Mannschaftsmeister nach Großhadern. Die ersten beiden Partien verlor er, zudem gegen schwächere Gegner. "Der Leistungsdruck hier ist schon ein anderer", sagt er. Die Erwartungen sind hoch, für den Olympiastützpunkt geht es in der Bundesliga auch ums Prestige. Stützpunkttrainer Ralf Matusche fordert seinen Athleten alles ab. Entsprechend zahlt Großhadern seinen Sportlern eine Antrittsprämie, anders als kleinere Vereinen wie Erlangen oder auch Rüsselsheim. Für Frank war das Geld durchaus ein "ausschlaggebendes Argument". Er studiert soziale Arbeit an der FH München und macht ein Praktikum bei der Suchtberatung des Roten Kreuzes. "Da kann ich das Geld gut gebrauchen." Manchmal fehle nach einer 40-Stunde-Woche die Motivation fürs Training. "Aber ich gehe immer noch ein bis zwei Mal", sagt er. Früher waren es mal vier bis fünf Mal. Es reicht noch.

Auch abseits der Matte sieht Frank die Teamkollegen, er wohnt in einer WG mit Vennekold und Freytag. "Wir sind alle Freunde in der Mannschaft", sagt er. Die Bundesliga ist sein liebster Wettbewerb. Im Team kämpfen ist im Judo die Ausnahme und sei deshalb "besonders schön". Frank ist einer der Judoka, wie sie in der Bundesliga gefragt sind: Er hat früh angefangen, eine lange und fundierte Ausbildung hinter sich, kämpft nun aber hauptsächlich national und selten international. Insofern steht er Großhadern in der Bundesliga als semi-professioneller Kämpfer regelmäßig zur Verfügung und fährt verlässlich Punkte ein. Anders als zum Beispiel der ehemalige WM-Zweite Frey, der oft im Ausland unterwegs ist und sich auf die Olympischen Spiele vorbereitet.

In der Bundesliga Süd liegt Großhadern nun auf Platz zwei, der für die Endrunde der besten Vier qualifiziert. Die Finalrunde ist das erklärte Ziel. Allerdings sind die Verfolger Esslingen und Leipzig punktgleich. Aufgrund der höheren Kampfpunkte dürfte Großhadern ein Sieg zu Hause gegen Speyer am letzten Kampftag (22. September, 17 Uhr) reichen. Dann ist gleichzeitig Wiesn-Beginn. Und fahren muss dann auch keiner.

© SZ vom 17.09.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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