Jubiläum:Spiel des Lebens

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Jeden Sommer kommen Kinder- und Jugendtheater von überall her mit ihren Produktionen nach München: Das Festival Rampenlichter ist bundesweit einzigartig. Nun wird es zehn Jahre alt und kämpft mit dem eigenen Erfolg

Von Melanie Staudinger

Ein Theater mit jugendlichen Schauspielern anschauen? Als Erwachsener? Wohl eher nicht, würden die meisten antworten. Elisabeth Hagl und Alexander Wenzlik hingegen sind vor zehn Jahren angetreten, um genau dieses Vorurteil zu bekämpfen, um zu zeigen, dass Kinder- und Jugendtheater eine große Bühne abseits von Aula und Schulturnhalle verdient hat. Seit zehn Jahren veranstaltet der Verein "Spielen in der Stadt", dessen Vorstand Wenzlik und Hagl angehören, das Festival Rampenlichter. Dort treten Tanz- und Theatergruppen von und mit Kindern und Jugendlichen auf, vormittags für Klassen aller Schularten und abends für die interessierte Öffentlichkeit. Aus dem kleinen Festival mit anfangs drei Schulen ist mittlerweile eine Veranstaltungsreihe geworden, die es in dieser Form nur in München gibt.

Die einen bauen sich eine Traumwelt auf die Bühne, die anderen beschäftigen sich mit gesellschaftlichen Problemen und Phänomenen wie Radikalisierung oder der die Entwicklung des Punks von den Achtzigerjahren bis heute; sie machen sich Gedanken zur Lage der Nation und der Welt im Allgemeinen, über Liebe, Freundschaft, Angst, Gier und die durchaus relevante Frage, wie das eigene Wolkenkuckucksheim aussehen könnte. Wenzlik und Hagl haben mit ihren Kollegen 13 internationale Tanz- und Theaterproduktionen für Anfang Juli nach München eingeladen. Ein Blick auf die Themen der Stücke zeigt einen der Schwerpunkte von Rampenlichter: die Vielfalt. Das Gesamtprogramm soll widerspiegeln, wie abwechslungsreich die junge Bühnenkunst ist. Die Stücke sind zwischen zehn und 90 Minuten lang und richten sich an unterschiedliche Altersklassen, vom Erstklässler bis zum Abiturienten.

Das Tanzstudio BewegGrund aus München ist in diesem Jahr bei Rampenlichter mit dem Tanztheater "Abgestellt" dabei. (Foto: N/A)

Daneben ist den Organisatoren der künstlerische Anspruch wichtig. "Wir versuchen Stücke zu finden, die in besonderer Weise mit Kindern und Jugendlichen arbeiten und ihre Sichtweise auf die Bühne bringen", sagt Wenzlig. Die jungen Darsteller sollen ernst genommen werden.

Das Besondere an Rampenlichter ist der doppelte Ansatz. Zum einen bietet das Festival Nachwuchstalenten eine Bühne im Schwere Reiter Theater an der Dachauer Straße. Sie müssen nur die Anfahrt bezahlen, die Kosten für Übernachtung und Verpflegung übernimmt der Verein Spielen in der Stadt. Gut 80 Bewerbungen gingen laut Wenzlik in diesem Jahr ein, darunter etwa 20 aus München, 30 aus dem Rest Deutschlands und weitere 30 aus dem Ausland. "Gigantisch" nennt er das. Erfreulich sei die hohe Zahl an internationalen Interessenten. "In der heutigen Zeit muss sich die kulturelle Bildung in einer bunten Stadt wie München öffnen, damit sie sich den gesellschaftlichen Herausforderungen stellen kann", sagt Hagl.

Zum anderen leistet Rampenlichter mit seinem niedrigschwelligen Ansatz einen Beitrag zur Bildungsgerechtigkeit. Zu den Theaterstücken im Schulklassenprogramm gibt es verschiedene Workshops, die sich an Grundschüler ebenso richten wie Realschüler, Gymnasiasten, Mittel- oder Förderschüler. "Unsere Workshopleiter machen keine Unterschiede und stellen sich auf den Hintergrund der Kinder und Jugendlichen ein", sagt Hagl. Die Leiter sind entweder ausgebildete Theater- oder Musikpädagogen oder stammen aus der Praxis, arbeiten also als Tänzer, Regisseure oder Schauspieler. Auch die Jugendlichen, die auftreten, können Workshops anbieten - und lernen dabei selbst etwas.

Von Anfang an dabei: Seit zehn Jahren organisieren Elisabeth Hagl und Alexander Wenzlik das Tanz- und Theaterfestival Rampenlichter. (Foto: Stephan Rumpf)

Ein solch umfangreiches Programm will organisiert sein, da kommt der Verein langsam an seine Grenzen. Gerade die Vorbereitung nehme viel Zeit in Anspruch, sagt Wenzlik. Die Stadt fördere das Festival an sich. Auch Stiftungen beteiligen sich an der Finanzierung. Doch deren Beitrag werde immer geringer, sagt Hagl. Deshalb haben die Organisatoren das Programm dieses Mal gekürzt, und deshalb verhandelt der Verein gerade mit der Stadt mit dem Ziel, mehr Geld für die Organisation zu bekommen. Damit es Rampenlichter in den nächsten zehn Jahren auch noch gibt.

Der Kartenvorverkauf für das Festival vom 7. bis zum 13. Juli beginnt am Dienstag, 2. Mai. Weitere Informationen unter www.rampenlichter.com.

© SZ vom 21.04.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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