Japanisches Generalskonsulat:Weiße Blüten der Trauer

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"Eine schwere Zeit": Die Mitarbeiter im japanischen Generalkonsulat versuchen, verängstigten Landsleuten zu helfen. Dabei ist das Konsulat selbst in einem Ausnahmezustand.

Monika Maier-Albang

Diese Ruhe. Man würde Hektik erwarten an einem Tag wie diesem. Doch in den Räumen des japanischen Generalkonsulats in München ist am Montag sogar der Fernseher auf stumm geschaltet. Auf Großleinwand läuft ein japanischer Sender, er zeigt die immer gleichen Bilder: Fukushima vorher und nachher, ohne Hülle. Dann erläutert ein Mann im weißen Kittel die Zeichnung eines Atomkraftwerks; das Volk will aufgeklärt werden über die Katastrophe, die sie noch immer abzuwenden hoffen.

Weiß, das sei in Japan die Farbe der Trauer, sagt kurze Zeit später Margarete Bause. Die Fraktionschefin der Grünen hat einen Strauß in der Hand: weiße Rosen, ein Kirschblütenzweig kurz vor dem Erblühen. Zum Kondolieren sind sie gekommen, der Fraktions- und Landesvorstand - bevor, wie Bause betont, die politische Debatte über die Atomkraft beginnt. "Man fühlt sich hilflos", sagt Dieter Janecek, der Landesvorsitzende. Also haben sie sich zusammengerufen, die Blumen gekauft, kurzfristig einen Termin bei Yoshie Funaki-Kobayashi ausgemacht, der stellvertretenden Generalkonsulin, um irgendetwas zu tun.

Die Situation sei "ernst", sagt Funaki, und "nicht ganz absehbar". Seit dem Wochenende versuchen sie im Konsulat all die Anrufe verängstigter Auslands-Japaner zu bewältigen, die nicht wissen, wie sie Kontakt mit der Heimat aufnehmen sollen. Dabei ist das Konsulat selbst in einem Ausnahmezustand. Der Konsul ist vor kurzem abberufen worden, nun muss seine Stellvertreterin den Laden am Laufen halten. "Eine schwere Zeit", sagt sie, nimmt die Blumen vor der japanischen Flagge in Empfang, bedankt sich und verteilt eine Botschaft des japanischen Premierministers an die verdutzten Gäste.

In Berlin haben die Bürger Blumen und Kerzen vor der japanischen Botschaft niedergelegt. In München brennt keine Kerze vor dem Konsulat. Wer weiß hier schon, wo das Konsulat überhaupt liegt? Versteckt im vierten Stock eines Bürogebäudes am Karl-Scharnagl-Ring, hinter Sicherheitstüren, die 20 Mitarbeiter hinter Sicherheitsglas.

Und doch gibt es sie, die Anteilnahme. Viele Menschen aus ganz Bayern hätten angerufen im Konsulat und gefragt, wie sie helfen könnten, berichtet Funaki-Kobayashi. Darunter die Bürgermeister aus den Städten Rosenheim und Passau, die Partnerstädte in Japan haben. Sie alle hier seien sehr dankbar für die Hilfsbereitschaft aus Deutschland, sagt die Konsulin - nur wisse man derzeit selbst noch nicht, wie von Deutschland aus geholfen werden könne. Da wird es wieder still im Raum.

© SZ vom 15.03.2011 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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