IVD-Bericht:Weniger Vielfalt

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Filialen großer Ketten prägen immer stärker die Innenstadt

Die Top-Einkaufsstraßen in der Innenstadt verlieren weiter an Individualität. Immer mehr Läden großer Unternehmen finden sich an der Fußgängerzone und an den umliegenden Straßen, in der Kaufingerstraße sind inzwischen 97 Prozent aller Einzelhändler Filialisten. Das geht aus dem aktuellen Bericht des IVD-Marktforschungsinstituts hervor, den Leiter Stephan Kippes am Dienstag vorstellte. Vor 13 Jahren lag der Anteil noch bei 92 Prozent. In der Maximilianstraße sind 91 Prozent der Läden Filialen (70 Prozent im Jahr 2005), in der Theatinerstraße 89 Prozent (77) und in der Neuhauser Straße 86 Prozent (77). Besonders deutlich wird diese Entwicklung an der Sendlinger Straße, die inzwischen eine Fußgängerzone ist. Dominierten 2005 dort noch lokale Einzelhändler mit individuellen Verkaufskonzepten, entdeckten immer mehr internationale Marken die Straße, sagt Kippes. Mit der Umwandlung in eine autofreie Zone habe auch eine Aufwertung stattgefunden. Die Folge: 2005 waren noch gut die Hälfte der Geschäfte inhabergeführte Läden, heute liegt der Anteil lediglich bei 20 Prozent.

Der IVD-Bericht beschäftigt sich auch mit den Trends bei der Entwicklung und Gestaltung von Läden in der Innenstadt. Das Erlebniseinkaufen gewinne immer mehr an Bedeutung und der Einzelhandel reagiere darauf - zunehmend gebe es beispielsweise auch Cafés oder gemütliche Sitzecken vor allem in neu eröffneten Geschäften. Andererseits geht laut Kippes auch Lebensqualität verloren. Einem Neubau weichen musste das Traditionslokal Andechser am Dom. Auch der Franziskaner an der Residenzstraße muss möglicherweise einem "Shopping-Tempel" Platz machen. Ein großes Thema sind für Kippes die Pop-up-Stores, also Läden auf Zeit. Unternehmen könnten ohne großen Investitionsaufwand ihr Produkt präsentieren, gleichzeitig dienten diese Stores als optimale Zwischennutzung bei Mieterwechseln. Das stoße in München auf großen Anklang. Der Vermieter profitiere von diesem Konzept, da die Gegend weiterhin belebt bleibe und kein Leerstand vorhanden sei.

Zwar gewinne der Online-Handel zunehmend an Bedeutung, aber Kunden gingen nach wie vor noch gern in Geschäfte, sagt Kippes. Dort könne man Produkte ausprobieren und sich beraten lassen. Ein großes Fragezeichen steht für Kippes hinter der Fusion der Einzelhandelsriesen Karstadt und Kaufhof. Nicht nur die Beschäftigen sorgen sich um ihre Zukunft, die Frage ist auch, was mit den möglicherweise frei werdenden Verkaufsflächen geschieht.

© SZ vom 28.11.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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