Insolvenz der Großbäckerei:Müller-Brot soll verkauft werden

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Müller-Brot ist pleite - doch nur einen Tag danach verhandelt der Insolvenzverwalter nach Informationen der SZ bereits mit möglichen Käufern. Am Abend entschieden Kontrolleure, dass die Produktion in der Backfabrik in Neufahrn aufgrund hygienischer Mängel weiterhin stillliegen muss.

Max Hägler, Katja Riedel und Michael Tibudd

Die Großbäckerei Müller-Brot wird möglicherweise verkauft. Nur einen Tag, nachdem das Unternehmen beim Amtsgericht Landshut einen Insolvenzantrag gestellt hat, nahm der vorläufige Insolvenzverwalter Hubert Ampferl am Freitag bereits mit Interessenten erste Kontakte auf. Einer dieser Interessenten sei an der Großbäckerei und dem Filialnetz interessiert, sagte Ampferl der Süddeutschen Zeitung. Es habe ein erstes Gespräch dazu gegeben.

Am Abend entschieden Kontrolleure erneut, dass die Produktion in der Backfabrik in Neufahrn aufgrund hygienischer Mängel weiterhin stillliegen muss. Nach fünfstündiger eingehender Kontrolle und intensiver Beratung sei sich das 20-köpfige Kontrollteam des Landkreises, des Landesamtes für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit sowie der Regierung von Oberbayern einig gewesen, dass der Betrieb nicht frei gegeben werden könne, da derzeit keine einwandfreie Grundhygiene sicher gestellt sei. Vorangegangen waren mehr als zweiwöchige Reinigungsarbeiten sowie Umbauten. geplant war laut Insolvenzverwalter Ampferl, zumindest für einen Teilbereich, etwa 30 Prozent der Fabrikhalle, eine Freigabe zu bekommen.

Der Insolvenzverwalter hatte am Donnerstagnachmittag mit einem Team von rund 15 Mitarbeitern seine Tätigkeit bei Müller-Brot aufgenommen - und offenbar umgehend Angebote für den Betrieb bekommen. Es habe einige Anfragen diverser Natur gegeben, sagte Ampferl.

Nach SZ-Informationen soll der Insolvenzverwalter sich am Freitag auch mit mehreren Großbäckereien unterhalten haben. Diese sind offenbar an einem Teil der 240 Filialen interessiert. Etwa 80 von ihnen betreibt Müller-Brot noch selber, die anderen sind an Franchisenehmer verpachtet. Dass so schnell verhandelt wird, wundert Experten nicht. "Der Markt ist so hart umkämpft, da muss man schnell sein, wenn sich eine Gelegenheit auftut", sagt Wolfgang Filter vom Landesverband der Bäckerinnungen. Interesse an neuen Standorten bestätigte die Münchner Bäckerei Zöttl; in konkreten Verhandlungen über Müller-Filialen befinde man sich aber nicht.

Wie es mit den anderen Filialen weitergeht, hängt von den Pächtern selbst ab. Denn zwei Drittel der insgesamt 240 Läden gehören nicht dem Unternehmen, sondern werden von selbständigen Franchisenehmern betrieben. In einigen der Filialen sollen am Freitagmorgen keinerlei Waren angeliefert worden sein. Sie beklagen einen Umsatzeinbruch von bis zu 80 Prozent. An diesem Samstag findet in Massenhausen im Landkreis Freising ein Pächtertreffen statt. Dort wollen mehr als 100Franchisenehmer zusammenkommen.

Offen ist auch die Zukunft der 1100Mitarbeiter von Müller-Brot in Neufahrn. Seit Donnerstagabend hat Insolvenzverwalter Ampferl sie zu Abteilungsversammlungen eingeladen. Dort kündigte er offenbar an, dass rückwirkend die ausstehenden Gehälter für Januar durch Insolvenzausfallgeld bezahlt werden.

© SZ vom 18.02.2012 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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