Innenstadt:Sturmlauf gegen Schrannen-Biergarten

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Das geht den Händlern auf dem Viktualienmarkt entschieden zu weit: Die benachbarten Pschorr-Betreiber wollen eine Freischankfläche für 800 Gäste anmieten.

Astrid Becker

Ein nachbarschaftliches Miteinander hatte sich die Schrannenhallen GmbH mit dem Viktualienmarkt gewünscht. Doch im Moment stehen die Zeichen auf Sturm. Der Grund: Die Schrannenhalle will ihre Freischankfläche auf den Markt hin ausdehnen. Ein Plan, gegen den die Händler der berühmten Münchner Institution entschieden protestieren.

Die Schrannenhalle will sich auf den Markt hinaus vergößern. (Foto: Foto: Hudec)

"Mit einem Biergarten auf der Fläche des Viktualienmarktes sind wir nicht einverstanden. Das würde den Bogen gründlich überspannen", sagt die Sprecherin der Marktbeschicker, Christine Hirschauer. Hintergrund für ihren Ärger sind die Pläne der Schrannenhallen-Betreiber, von der Grundstückseigentümerin, der Großmarkthalle, eine Fläche anzumieten, um auf dem Gelände des Viktualienmarktes einen Biergarten mit angeblich 800 Plätzen sowie Schänke und Imbisstand zu eröffnen.

Das widerspreche aber der Lebensmittelmarktsatzung, der auch der Viktualienmarkt unterliege, meint Hirschauer: "Da geht es ums Prinzip. Der Satzung gemäß ist eine Ausweitung der Gastronomie auf dem Marktgelände nicht möglich." Das heißt im Klartext: Von den rund 100 Händlern auf dem Viktualienmarkt dürfen nicht einmal zehn Prozent Bier ausschenken oder "gar eine Wurstsemmel verkaufen". "Bislang kann jemand nur einen Imbiss einrichten, wenn ein anderer seine Konzession abgibt."

Der Biergarten der Schrannenhalle stellt aber nach Ansicht der Marktbeschicker eine klare Ausweitung der Gastronomie auf dem Viktualienmarkt dar: "Wir dürfen keine zusätzliche Gastronomie betreiben, die Schranne offensichtlich schon. Das verstehen wir nicht", sagt Hirschauer.

Unterstützung haben die Händler bereits von der Rathaus-CSU bekommen. Die Stadträte Helmut Pfundstein und Richard Quaas haben einen entsprechenden Antrag zur dringlichen Behandlung des Themas im Kommunalausschuss gestellt. Sie fordern, dass der Stadtrat vom für Markt und Schranne zuständigen Kommunalreferat genau über die Pläne unterrichtet wird.

Zudem vertreten sie die Ansicht, dass die Schrannenhallen-Betreiber schon jetzt ihr einstiges Nutzungskonzept von einem Drittel Gastronomie, ein Drittel Handel, ein Drittel Kultur nicht einhalten würden: "Die tatsächlichen Verhältnisse haben mit der Zusage an die Viktualienhändler nicht mehr das geringste zu tun."

Biergarten ja, aber nicht so groß

Herbert Erharter, Leiter der Großmarkthalle und damit auch für die Viktualienmarkt-Vermietung zuständig, kann die ganze Aufregung nicht verstehen. "Der Viktualienmarkt hat für uns Priorität. Wir werden bestimmt keine Entscheidung fällen, die dem Markt schadet." Der Größenordnung des Biergartens von 800 Plätzen erteilte er denn auch eine klare Absage: " Es ist legitim für einen Wirt, dass er bestimmte Wünsche hat. Wir sind uns aber mit dem Kommunalreferat einig, dass 800 Plätze nicht sein können."

Dennoch schloss er nicht aus, dass die Großmarkthalle eine Fläche an die Schrannenhalle vermieten wird, zumal kein Widerspruch zur so genannten Lebensmittelmarktsatzung bestehe: "Die Gaststätte 'Der Pschorr' existiert ja bereits, sie hat eine Freischankfläche, die soll doch nur um ein paar Quadratmer ausgedehnt werden." Von einer Ausweitung gastronomischer Angebote könne also keine Rede sein. Eine Entscheidung sei zudem bis jetzt nicht gefallen, entsprechende Gespräche würden erst Ende Januar geführt.

Doch selbst eine kleinere Variante des Biergartens stößt bei den Viktualienhändlern auf Kritik. Sie fürchten nicht nur Umsatzrückgänge bei den eigenen gastronomischen Betrieben, sondern zusätzliche Belästigungen durch Lärm und Schmutz. Eine Stellungnahme der Schrannenhallen GmbH dazu war bis Redaktionsschluss nicht zu bekommen.

© SZ vom 28.12.2005 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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