Innenstadt:Einkaufen statt Autos abstellen

Lesezeit: 2 min

Das Parkhaus und sein Umfeld zwischen der Fußgängerzone und dem Quartier Hofstatt gelten als einer der letzten Schandflecke in der Altstadt. (Foto: Catherina Hess)

Traditionsfirma Hirmer will erweitern - auf der Fläche des Parkhauses am Färbergraben

Von Alfred Dürr

Dieses Gebäude fällt nicht durch glitzernde Stahl- und Glaskonstruktionen auf. Hier wirkt Altbau-Architektur aus der Zeit um 1912. Typisch sind auch die vielen Kästen mit Geranien vor den Fenstern, der Figurenschmuck an der Fassade und die Rundbögen im Arkadengang des Erdgeschosses. Das Herrenmodehaus Hirmer ist ein Münchner Traditionsunternehmen, das heute in der dritten Generation geführt wird. Umgebaut wurde auf den Verkaufsetagen mehrmals, aber jetzt ist ein großer Sprung geplant: Hirmer will auf dem Areal des Parkhauses am Färbergraben eine Dependance errichten und die gesamte Immobilie entwickeln.

Dieses Parkhaus und sein Umfeld am Übergang zwischen der Fußgängerzone und dem Quartier Hofstatt gelten als einer der letzten Schandflecke in der Altstadt. Die Freifläche zwischen dem Parkhaus und dem Postgebäude, der sogenannte Sattlerplatz, wird bislang hauptsächlich zum Abstellen von Autos genutzt.

Der Zustand dauert schon seit Jahrzehnten an. Die Stadt will diesen Ort für die Passanten verschönen und eine attraktive Verbindung zwischen dem Marienplatz und dem Hackenviertel schaffen. Bei dieser Form von Stadtreparatur sei man gerne dabei, sagt Christian Hirmer. Er vertritt in einer Doppelspitze mit seinem Cousin Ulrich Hirmer als Sprecher der Unternehmensgruppe die Interessen der Familie.

Das Postgebäude und Teile des Sattlerplatzes gehören dem Inselkammer-Konzern, das Parkhaus-Grundstück ist im Eigentum der Stadt. Hinter den Kulissen finden seit längerem Verhandlungen darüber statt, wie man eine bessere städtebauliche Ordnung schaffen kann. Die Stadt will das Parkhaus abreißen und durch einen Neubau ersetzen. Die lebendige Mischung des Hackenviertels soll sich in diesem Komplex spiegeln. Geplant sind Geschäfte, erschwingliche Wohnungen und Büros. Besonderen Wert legt man auf die Freiräume rund um das Bauwerk - nicht auch noch der letzte Fleck soll zubetoniert werden. Auch Hirmer hat sich inzwischen in die Gespräche eingeschaltet.

Man brauche zusätzliche Verkaufsflächen, sagt Christian Hirmer, im Stammhaus verfüge man über keine Erweiterungsmöglichkeiten. Aber es geht ihm um mehr. Nationale und internationale Großketten erweiterten ihre Filialnetze, der Verdrängungswettbewerb werde immer härter. Dem Stadtbild drohe Beliebigkeit und Austauschbarkeit, auch eine Verödung in den Toplagen. Den Münchner Traditionsunternehmen, von denen es ja nicht mehr so viele gibt, komme in diesem Zusammenhang eine wichtige Bedeutung zu.

Die Zweigstelle in unmittelbarer Nachbarschaft und auch noch in direkter Sichtbeziehung zum Stammhaus wäre für Hirmer ideal. Und die Stadt könnte in der Abfolge der Freiflächen rund um das Rathaus und den Dom einen weiteren attraktiven Platz schaffen.

Wie zu hören ist, sind die Planungsbeteiligten mit ihren Vorstellungen nicht mehr weit auseinander. Allerdings müssen noch eine Reihe von Verfahrensschritten absolviert werden: etwa die Aufstellung eines Bebauungsplans, die Ausschreibung des Projekts, ein Architektenwettbewerb.

Der geplante Abriss des Parkhauses sorgt bereits für Protest. Geschäftsleute wollen weiterhin Stellplätze für ihre Kunden. Die Stadt verweist auf freie Kapazitäten in anderen Innenstadt-Parkhäusern. Lediglich die vertraglich festgelegten Plätze und Stellflächen für die Autos von Anwohnern sollen in den Neubau kommen - und eine ganze Kelleretage zum Parken von Fahrrädern.

© SZ vom 18.11.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: