Innenstadt:Die Sportplatzhirsche

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Der Kampf der beiden großen Münchner Freizeithäuser Schuster und Scheck geht in eine neue Runde: Die einen wachsen am Rindermarkt und bauen großflächig neu. Die anderen schreiben rote Zahlen und sanieren.

Von Alfred Dürr und Katja Riedel

Ein bisschen sind sie wie Geschwister, die beiden großen Sporthäuser, die die Münchner Fußgängerzone prägen. Zwei unterschiedliche zwar: Hier das Münchner Familienunternehmen Sport Schuster in der Rosenstraße, dort Sportscheck, eine Kette, die mittlerweile zur Hamburger Otto Group gehört.

Unterschiedlicher könnte es bei den beiden Häusern derzeit nicht zugehen: Denn während Sport Schuster viel Geld in die Hand nimmt, umbaut und seine Verkaufsräume um 1000 Quadratmeter erweitern wird, klagte Sportscheck kürzlich ungewöhnlich offen über einen Verlust in zweistelliger Millionenhöhe für seine 20 Filialen in Deutschland.

Und der neue Chef Markus Rech, der als Sanierer in die Unterhachinger Zentrale eingezogen ist, beklagte auch, dass das Geschäft in der neuen Vorzeigefiliale im Pschorr-Haus nicht wie gewünscht laufe.

Wer die großen Verkaufsflächen in dem Renommierbau besucht, sieht tatsächlich riesige Flächen, auf denen Waren präsentiert werden. Jetzt soll das Sortiment geändert, die Flächen sollen anders bespielt werden, der Einkauf sich angenehmer anfühlen, wenn Kaffee und Smoothies serviert werden. Damit wieder mehr Kunden kommen, so wie in früheren Jahren, als Scheck und Schuster noch schräg gegenüber lagen, der Scheck im Eckhaus an der Sendlinger Straße seine Heimat hatte und in dem verwinkelten Haus über mehrere Etagen eher ein Gefühl der Enge und Betriebsamkeit herrschte.

Eine markante Ecke der Stadt: Die beiden hellen Häuser direkt am Rindermarkt will Sport Schuster neu errichten. Simulation: Blocher Blocher Partners (Foto: N/A)

Zweiter Umbau nach nur zehn Jahren

Über mangelnden Andrang kann Sport Schuster nicht klagen. Vor dem Sporthaus drängen sich an diesem Mittwochmorgen Menschenmassen. Sie wollen zum Räumungsverkauf vor dem großen Umbau, obwohl der Schuster währenddessen nur teilweise schließt. Es ist der zweite Umbau nach nur zehn Jahren.

Es war damals eines der auffälligsten Bauprojekte in der Fußgängerzone. Der Gesamtkomplex bestand früher aus sechs Gebäuden, und zwar der Rosenstraße 1 bis 5 und dem Rindermarkt 13. Die einst verwinkelten Strukturen der Ladenzonen waren verschwunden. Geschäftsinhaber Flori Schuster investierte 25 Millionen Euro in sein Sporthaus. Nun stehen erneut Bauarbeiten an.

Damals wie heute war der Umbau auch eine Kampfansage an die Konkurrenz: An den Platzhirsch Sportscheck. An das Karstadt-Sporthaus beim Karlstor. Seit 2011 gibt es zudem einen neuen Konkurrenten. Am Isartor eröffnete da auf vier Etagen und 6500 Quadratmetern der Globetrotter. Er ist dem Konzept von Schuster am ähnlichsten. Beide versprechen Erlebnisse beim Einkaufen: Kletterwand der eine, einen See der andere. Sie setzen auf Outdoor-Sportarten, der Schuster am stärksten auf Fachberatung - also auf Stammkunden.

Eine markante Ecke der Stadt: Die beiden hellen Häuser direkt am Rindermarkt will Sport Schuster neu errichten. Simulation: Blocher Blocher Partners (Foto: N/A)

Im Herbst 2017 soll der erweiterte Schuster eröffnen

Jetzt legt Schuster also im Wettbewerb nach. Und das neue Bauprojekt ist nicht minder spektakulär. Wachsen wird der Schuster diesmal gen Rindermarkt. Die beiden Häuser mit den Nummern 13 und 14 aus der Wiederaufbauzeit am Rindermarkt, direkt neben dem Altbau mit der Rosen-Apotheke gelegen, werden abgerissen und durch zwei sechsgeschossige Neubauten ersetzt. Die Nummer 13 gehörte bereits Schuster, im Nachbargebäude war die Hypo Vereinsbank mit ihren Räumen.

Geplant wird die Erweiterung von zwei Büros: Blocher Blocher Partners aus Stuttgart und Ochs Schmidhuber Architekten, München. Hinter den unterschiedlich gestalteten Fassaden wird es durchgehende Verkaufsflächen geben, die mit dem Haus an der Rosenstraße verbunden sind. Man könne das gesamte Geschäft großzügiger und attraktiver präsentieren, sagt Flori Schuster. Die Stadtgestaltungskommission stimmte jetzt dem Vorhaben zu. Während der Bauarbeiten sind die bisherigen Verbindungen des Haupthauses zum Rindermarkt geschlossen.

Weder beim Personal noch beim Angebot will man während der Umbauten sparen, sagt Geschäftsführer Rainer Angstl. In der Nachbarschaft, nämlich in der Hofstatt an der Sendlinger Straße, soll Mitte März ein temporärer Schuster-Shop eröffnen, um Verkaufsfläche zu gewinnen. Im Herbst 2017 soll der erweiterte Schuster eröffnen. Mit einem neuen Kapitel im Kampf um die Vorherrschaft unter den Münchner Sporthäusern.

© SZ vom 04.02.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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