Innenansicht:Simulant im Ausländeramt

Ida, das Computersystem der Ausländerbehörde, hat einen Fehler gemeldet, weshalb das Amt am Montag zahlreiche Wartende nach Hause schicken musste. Vielleicht war die Software eifersüchtig auf die in den anderen Behörden

Von Dominik Hutter

Kann ja mal passieren, dass man sich an Weihnachten überfrisst. "Speicherplatz voll", gab Ida daher ziemlich formalistisch bekannt, bevor sie sich eine mehrstündige Ruhepause gönnte. Unverdienterweise, wie man später feststellte: Die Aussage war gelogen und Idas Aufnahmekapazität keineswegs erschöpft. Die egoistische Eskapade führte dazu, dass Mitarbeiter des Kreisverwaltungsreferats am Montag zahlreiche Wartende nach Hause schicken mussten. Denn ohne Ida, die mit vollem Namen "Integriertes Datenverarbeitungssystem für die Ausländerbehörde München" heißt, können keine neuen Aufenthaltstitel mehr erstellt werden. Nur Vorhandenes nachzulesen war noch möglich, und das reicht in vielen Fällen nicht aus.

Dass der Computerkram immer so herumzicken muss! Während normale Arbeitgeber bei einem solchen Verhalten längst abgemahnt worden wären, galt für Ida: Tätschel hier, tätschel da, was stimmt denn nicht mit unserem Goldstück? Zahlreiche Fachleute wuselten besorgt um die Patientin herum, die doch in Wahrheit eine Simulantin war. Erst im Laufe des Vormittags bequemte sich Ida zur Wiederaufnahme ihrer Tätigkeit. Da hatten zahlreiche Ausländer, einen Terminzettel in der Hand, das gastliche Haus schon längst verlassen.

Gut möglich, dass Ida eifersüchtig auf den Kollegen OK.EWO im Einwohnermeldeamt war, der sich am 15. Dezember einen erholsamen Totalausfall gönnte. Warum, ist noch nicht abschließend analysiert. Kurz vor den Sommerferien hatte schon einmal ein einziger falsch einprogrammierter Buchstabe genügt, um Münchens Meldebüros lahmzulegen. D statt C.

Nach unbestätigten Gerüchten von der Bushaltestelle sollen nun mehrere andere Computersysteme mit der Disziplinierung von Ida und OK.EWO beauftragt werden. Die Wiedereröffnung des Kreisverwaltungsreferats ist für November 2027 geplant.

© SZ vom 29.12.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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