Innenansicht:Mit Karacho in die Ehekrise

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Die CSU möchte bei städtischen Empfängen nur noch Fleisch aus artgerechter Haltung servieren. Die SPD möchte das auch. Und trotzdem fordern die Bündnispartner aus dem Rathaus das nicht gemeinsam - sondern marschieren getrennt

Von Dominik Hutter

Dass politische Bündnisse wie private Beziehungen sind, muss wohl nicht mehr extra betont werden. Es gibt die heiße Liebe ebenso wie die Zweckehe, es drohen Krisen, Zänkereien und Probleme mit dem/der Ex. Davon sind auch die Parteien im Rathaus nicht verschont. So beantragte die CSU am Dienstag, bei städtischen Empfängen nur noch Fleisch aus artgerechter Tierhaltung zu servieren. Sie ignorierte dabei das Angebot des Bündnispartners auf einen gemeinsamen Vorstoß. Das behauptet zumindest die SPD, die sich flugs nach jemand Neuem umsah. Da waren doch noch - ach ja, die Grünen, mit denen ging doch auch mal was. Und schon reichte das Ex-Paar einen gemeinsamen Antrag ein: bei städtischen Empfängen nur noch Fleisch aus artgerechter Tierhaltung zu servieren.

Im echten Leben nennt man so etwas eine veritable Ehekrise. Es ist in etwa so, als führe Liese (Name geändert) trotz gemeinsamer Pläne allein in den Urlaub. Ihr Partner Fridolin macht sich derweil mit seiner Ex-Verlobten Hilde auf den Weg nach Süden (Namen ebenfalls geändert). Was eigentlich nicht gut ausgehen kann, wenn alle auch noch das gleiche Ziel haben. Oder sollten sie abends tatsächlich zu dritt essen gehen?

SPD-Stadträtin Bettina Messinger hat offenbar genau das vor. Da alle das Gleiche wollen, werde man sich bestimmt noch auf einen gemeinsamen Weg verständigen, hofft sie versöhnlich. Allerdings wollen SPD und Grüne noch einen Tick mehr als die CSU: zusätzlich 30 Prozent Fleisch aus artgerechter Tierhaltung beim Stadtgründungsfest sowie bei einer städtischen Gesellschaft. Als Pilotprojekt, um einmal zu sehen, wie realistisch das Ganze ist und wie sich die Preise entwickeln. Bis Ende 2017 sollen Erfahrungen gesammelt und dann dem Stadtrat vorgelegt werden.

Ob Liese tatsächlich zustimmt, nach dem Mallorca-Urlaub mit Fridolin und Hilde nach Honolulu weiterzufliegen?

© SZ vom 27.04.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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