Innenansicht:In München dahoam

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Es gibt einen Politiker, der muss die Stadt mit jeder Faser seines Körpers spüren

Von Heiner Effern

Natürlich ist es beim Weißwurstessen passiert. Wo auch sonst. Die Kollegen von der Abendzeitung waren wohl selbst überrascht, welchen Scoop sie da gelandet hatten. Ein Interview mit einer im Freistaat gut bekannten Person wollten sie führen, heraus kam ein Outing der besonderen Art. Da hat einer gebeichtet, wie es wirklich in ihm aussieht. Nach außen hin liebt er viele Gemeinden und Städte, ach nahezu alle, in die er kommt. Doch in diesem Gespräch ließ er erkennen, wie München ihn gepackt hat, wie er die Stadt in jeder Faser seines Körpers spüren muss.

Als Leser wollen Sie jetzt natürlich wissen, wer dieses Bekenntnis abgelegt hat. Da wir diese Sensation nicht aufgedeckt haben, beschränken wir uns auf die wesentlichen Aussagen des Interviews. Nur ein Tipp: Erzbischof Reinhard Marx ist es nicht. Also los. Wenn der Gesuchte die Augen schließt und an München denkt, dann sieht er: "Den Chinesischen Turm und den Englischen Garten. Das fasziniert mich seit meiner Kindheit." Natürlich hat er eine innige Verbindung zur Wiesn. "Sie war für mich - wie München überhaupt - die große weite Welt." Die Landes- gegen die Bundeshauptstadt tauschen würde er nicht mal unter Zwang, das ist schon länger bekannt. Trotzdem gesteht er: "Wir haben schon etwas Glitzer und Glamour gegenüber Berlin eingebüßt." Wie jedem anständigen Münchner fehlt ihm "das alte Schwabing mit seinem Charme".

Doch natürlich überwiegt das Positive. Bei den Unternehmen. "Diese erfolgreiche wirtschaftliche Dynamik ist beeindruckend." In der Kultur. Da "sind wir stark mit den Museen und dem neuen Konzertsaal". In der Politik. Oberbürgermeister Dieter Reiter findet er deutlich besser als dessen Vorgänger Christian Ude (beide SPD). "Wir schreiben sogar SMS." Auch der CSU-Nachwuchs überzeugt ihn. München sei "ein echter Talentschuppen geworden". Sorgen machen ihm natürlich die Mieten ("Wir brauchen einen Pakt für schnelleres und besseres Bauen.") und der innere Zustand seiner Mitbewohner. "Ich bin froh, wenn überhaupt jemand gläubig ist."

Wer diesen Überzeugungs-Münchner noch nicht erkannt hat, dem sei als letztes Indiz berichtet, wie der gesuchte Politiker aus Nürnberg eine freie Stunde an einem Sommertag verbringt. "Gleich gegenüber vom Ministerium sitze ich gerne bei Schumanns im Hofgarten. Ich schaue den Bocciaspielern zu - und habe die Staatskanzlei im Blick."

© SZ vom 13.02.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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