Innenansicht:Ein Fest für Nager

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Die Bekämpfung von Ratten und Mäusen ist ein ziemlich bürokratischer Vorgang. Vielleicht sollten die Menschen einfach selbst ihren Müll richtig entsorgen.

Von Thomas Anlauf

Während der Weihnachtszeit ist München wie immer voller Menschen. Viele Menschen machen viel Müll, und wo viel Müll herumliegt, fühlen sich Ratten und Mäuse besonders wohl. In U-Bahnschächten und an S-Bahngleisen sieht man sie huschen, auch am Kanal und an den Stadtbächen gedeihen sie prächtig. Im Sommer ist das Nahrungsangebot für die Münchner Nagetiere zwar üblicherweise größer als im Winter. Dann, wenn die Menschen draußen sitzen und beim Aufstehen ihren Dreck liegen lassen. Doch auch wer sich am vergangenen Wochenende durch die Innenstadt schieben musste, kam an wahren Bergen von Weggeworfenem vorbei. Was für ein Fest für Mäuse und Ratten!

Dabei räumt die Stadtverwaltung den Münchnern ohnehin kräftig hinterher. Schließlich gilt es, das Image der saubersten Metropole der Republik zu wahren. Zusätzlich achten die kommunalen Gesundheitswächter darauf, dass Ratten und Mäuse nicht gleich in Scharen auftreten. Im Referat für Gesundheit und Umwelt etwa starten jeden Morgen mehrere Hygienekontrolleure ihre Runden durch die Stadt auf der Suche nach einem neuen Rattennest. Ist erst einmal eine neue Siedlung entdeckt, wird es jedoch kompliziert: Dann muss ermittelt werden, ob die Ratten auf Privatgrund hausen oder auf einem Grundstück des Kommunal-, Schul- oder Baureferats. Wem der Flecken gehört, der muss auch den Rattenfänger alarmieren. Grundsätzlich gilt: Für die Gully-Ratte fühlt sich die Umweltbehörde, für die Zuckerbäckermaus das KVR verantwortlich.

Das hat sicherlich alles seinen guten Grund. Unbürokratischer und weniger eklig wäre es aber doch, wenn sich die Ratten in der Stadt gar nicht erst fett fressen könnten. Auch in dieser Zeit des Vorweihnachtsrauschs: Wie wäre es denn, wenn sich jeder Münchner einfach persönlich verantwortlich fühlt und den Ratten keinen Abfall mehr für deren Festschmaus vorwirft?

© SZ vom 19.12.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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