Innenansicht:Die Weltlage ausputzen

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Wenn die Stadt in ihren Immobilien sauber macht, beauftragt sie einen Dienstleister. Für Unvorhergesehenes gibt es noch eine Putzfee-Feuerwehr. Was aber, wenn die ganze Welt auf einmal ins Unreine taumelt?

Von Dominik Hutter

Hübsch reinlich sollte es sein im schönen München und vor allem natürlich in dessen Amtsstuben. Die Stadt hat mit der Pflege und Verwaltung ihrer Immobilien extra einen Dienstleister beauftragt: sich selbst - in Form des Kommunalreferats. Das organisiert über Ausschreibungen, dass für die kommunalen Fußböden, Schreibtische und Kloschüsseln stets genug Putzkräfte zur Verfügung stehen. Die wischen, saugen und wienern, was das Zeug hält - und was der Vertrag eben vorschreibt. Manches steht leider nicht drin. Wenn kurzfristig eine Flüchtlingsunterkunft eröffnet beispielsweise oder wenn eine Schule vorzeitig fertig wird. Wer macht dort dann sauber?

Die Stadt wäre nicht die Stadt, wenn sie nicht für alle reinigungspolitischen Eventualitäten vorgesorgt hätte. Zusätzlich zu all den Putzaufträgen, die aus organisatorischen Gründen stets für längere Zeit abgeschlossen werden, gibt es einen sogenannten Rahmenvertrag mit einem Dienstleister, der ganz kurzfristig und nur bei Bedarf seine Leute vorbeischickt. 750 000 Euro hat sich das Kommunalreferat diese Putzfee-Feuerwehr kosten lassen - für den Zeitraum vom 1. November 2015 bis 31. Oktober 2017. Und dabei leider nicht mit den Weltgeschehnissen gerechnet.

Denn "unvorhersehbare Ereignisse", so das Kommunalreferat, "überwiegend verursacht durch den sehr dynamischen Betrieb der Flüchtlingsunterkünfte", hatten einen erhöhten "Abrufbedarf" an Putzkräften zur Folge. Leider werden deshalb die 750 000 Euro schon weit vor Ende der Vertragsfrist aufgefressen sein. Es gibt nun zwei Möglichkeiten: so wenig putzen, dass das Geld doch noch reicht. Oder aber den Vertrag aufstocken, was aus hygienischen Gründen sinnvoller erscheint. Das kann das Kommunalreferat allerdings nicht eigenmächtig tun. Denn sobald es teurer wird als eine Million Euro, muss der Stadtrat entscheiden. Sicherheitshalber. Vergabeermächtigung nennt man das im Fachdeutsch, und die muss jetzt nachgeholt werden.

Und so soll der Feriensenat des Stadtrats am Mittwoch als Saubermann agieren und noch einmal ordentlich Geld drauflegen. Falls das wieder nicht reicht? Dann muss er halt nochmal ran. Bis alles picobello sauber ist.

© SZ vom 23.08.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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