Innenansicht:Auszeit statt Austritt

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Beim Abschlussplenum des Stadtrats vor der Sommerpause fehlte der frühere CSU-Fraktionschef Walter Zöller. Trotz Anwesenheitspflicht blieb er der Sitzung fern aus Ärger über einen seiner Nachfolger

Von Frank Müller

Eigentlich herrscht bei Stadtrats-Vollversammlungen Anwesenheitspflicht, Krankheiten und ähnliche Fälle ausgenommen. Doch dem einflussreichen CSU-Stadtrat und früheren Fraktionschef Walter Zöller war das am Mittwoch völlig egal. Er fehlte beim Abschlussplenum vor der Sommerpause den ganzen Tag, und zwar aus Frust über die eigenen Kollegen. "Ich benötige nach den Vorfällen vom Montag eine Auszeit von meiner Fraktion", sagte Zöller. Auszeit wohlgemerkt. Nicht Austritt.

Mit den Vorfällen sind die Verwerfungen gemeint, in die seine Fraktion bei der Nachbesetzung des Wiesn-Stadtrats gestolpert war. Zwei Stadträte hatten der CSU zuvor schon den Rücken gekehrt, nun gelang es ihr nur um Haaresbreite, einen weiteren Austritt aus der Rathaus-Riege zu verhindern. Und zwar dadurch, dass sie dem unterlegenen Kandidaten Richard Quaas als Ersatz zwei andere Posten versprach. Quaas hatte zuvor mit einem Austritt gedroht, seitdem muss sich die Fraktion damit auseinandersetzen, dass sie für erpressbar gehalten wird.

Zöller hatte sich über den Vorgang intern bei einer Fraktionssitzung aufgeregt und das mit Ärger über frühere Vorfälle angereichert, bis ihn Fraktionschef Hans Podiuk stoppte. "Da hab ich ihn abgewürgt, das kann man so sagen", sagte Podiuk. Er habe nicht zusehen wollen, wie weiter Öl ins Feuer gegossen werde. "Da brauchst du nicht Geschichten von vor zwei Jahren." Das aber will Zöller nicht hinnehmen. "Ich kann nicht akzeptieren, dass der Fraktionsvorsitzende, immerhin einer meiner Nachfolger, mich bei meiner Analyse ständig unterbrach, sodass ich keinen Gedanken zu Ende führen konnte", ärgert sich Zöller.

Ernstere Folgen für die CSU-Fraktion dürfte Zöllers Ein-Tages-Austritt nicht haben. "Ich habe in 44 Jahren Stadtrat viele Höhen und Tiefen erlebt, aber nie daran gedacht, Partei oder Fraktion zu verlassen."

© SZ vom 21.07.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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