"Inakzeptables Fehlverhalten":Schlachthof geschlossen

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Betrieb in Fürstenfeldbruck zieht Konsequenzen aus Vorwürfen der Tierquälerei

Der Schlachthof von Fürstenfeldbruck hat vorübergehend geschlossen. Der verantwortliche Mitarbeiter wurde freigestellt. "Wir bedauern die Verfehlungen einzelner Mitarbeiter außerordentlich. Diese sind in keinster Weise zu rechtfertigen", heißt es in der Presseerklärung, die der Betrieb am Nachmittag veröffentlichte. Während der Schließung wolle man eine "eingehende Schwachstellenanalyse" vornehmen. Belastbare Erklärungen "für das inakzeptable Fehlverhalten" seien derzeit noch unmöglich.

Das Unternehmen zog damit erste Konsequenzen aus Vorwürfen der Tierquälerei, die die Soko Tierschutz erhebt. Die Tierrechtlergruppe verfügt über mehrere Stunden belastendes Filmmaterial und hat Strafanzeige erstattet. Die Betreiber räumten nun ein, dass die Filmaufnahmen im Schlachthof angefertigt wurden. Die Tierrechtler werfen dem Unternehmen vor, Elektroschocker einzusetzen, die bei Bioverbänden verboten sind. Man habe Starkstrom-Betäubungszangen für Schweine verwendet, um ein Rind anzutreiben und einem Rind den Schwanz umgebogen. Andere Aufnahmen zeigen, wie Schweine noch zucken und zappeln, während sie am Haken ausbluten. Das Landratsamt Fürstenfeldbruck hatte bereits 2016 und 2015 bei Kontrollen baurechtliche und tierrechtliche Mängel festgestellt. Bei letzteren ging es auch um fehlerhafte Betäubungen. Das Landratsamt wertete die Mängel von damals als Einzelfälle. Die Tierrechtler sprechen jetzt von einem "Schlachthof außer Kontrolle".

Das Unternehmen setzt auf regionale Herkunft und Qualität in der Herstellung von Lebensmitteln und der Behandlung von Tieren. "Sachkundige Metzger garantieren eine ethische vertretbare und hochwertige Schlachtung", heißt es auf der Homepage. 30 Prozent der Schlachttiere stammten aus Öko-Betrieben. In dem Schlachthof arbeiten nach Angaben des Geschäftsführers 15 Metzger, überwiegend Meister. Bei ihnen handelt es sich um Anteilseigner der GmbH & Co. KG oder deren Mitarbeiter. Fest angestellt ist der Betriebsleiter, außerdem werden Metzger auf 450 Euro-Basis beschäftigt. Die Firma wurde 1998 gegründet, um kleinen Metzgern, für die sich eine eigene Einrichtung nicht rentiert, eine Schlachtstätte zu geben. Es gibt 80 Anteilseigner sowie den Landkreis als stillen Teilhaber. Die Kapazität liegt bei 200 Schweinen, 20 Schafen und 30 Rindern in der Woche.

© SZ vom 06.05.2017 / bip - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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