In München bleibt der "Deckel" ohne Mehrheit:Josef Schmids Schnapsidee für den Wiesn-Bierpreis

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Deckelung. SZ-Zeichnung: Dieter Hanitzsch (Foto: Dieter Hanitzsch)

Leser gehen mit dem stellvertretenden Bürgermeister teils hart ins Gericht - und schlagen andere Bereiche für Preisbegrenzungen vor

"Wiesnwirte: Wir bleiben vernünftig", "Wilde Fahrt" und "Masslos" vom 18. Mai über den Stadtratsentscheid gegen einen gedekelten Bierpreis auf dem Münchner Oktoberfest:

Kasperltheater

Wenn man als Lieber-Wein-als-Bier-Trinker dieses Kasperltheater um die Deckelung des Bierpreises auf dem Massenbesäufnis Oktoberfest verfolgt, kommt man nicht umhin, sich statt in München in Schilda zu wähnen. Eine Mass Bier kostet unter 12 Euro. Man nenne mir irgendeine Gaststätte in München, in der es einen Liter Wein zu diesem Preis gäbe. Unlängst war ich in die Kongressbar auf der Theresienhöhe eingeladen, nicht unbedingt ein Lokal der oberen Preisklasse. Dort zahlt man für einen mittelprächtigen Veltliner für 0,1 Liter acht Euro, umgerechnet 80 Euro für eine Literflasche. Für 0,3 Augustiner (Preißnhalbe) zahlt man 3,50 Euro, also nicht ganz 12 Euro für eine Mass. Kein Mensch regt sich darüber auf. Zuallerletzt der Herr Bürgermeister (der stellvertretende Bürgermeister Josef Schmid; d. Red.), der offenbar auf die Werbewirksamkeit dieser Schnapsidee in Zeiten des Wahlkampfes gesetzt hat. Er sollte lieber einmal darüber nachdenken, dass meine alleinerziehende Nachbarin mit drei Kindern für drei Stunden im Städtischen Westbad fast 15 Euro bezahlen muss, Fahrtkosten mit dem MVV nicht mitgerechnet: Bei Beidem sollte er mal ans Deckeln denken .... Renate Seitz, München

Sozial wär's gewesen

Der "Masslos"-Artikel auf der Titelseite der SZ vom 18. Mai belegt eigentlich den Unwillen der SPD für eine Kanzlerschaft jedwedes Kandidaten. Wer sich im stark CSU-lastigen Bayern in München und Umgebung die letzte SPD-Klientel vergrault, darf sich nicht wundern, wenn zur Bundestagswahl noch weniger "Schulz-Wähler" zur Urne gehen. Mit der steilen These "dass von einer Deckelung (des Bierpreises; d. Red.) höchstens Kampftrinker profitieren, nicht aber Familien", zeigt doch die SPD, dass ihr Sinn für Gerechtigkeit und Familienfreundlichkeit nicht sehr hoch entwickelt ist. Hut ab vor so viel Courage, Wähler zu düpieren. Jürgen Jung, Mainz

Deckel drauf

Nach der gescheiterten Bierpreisdeckelung auf dem Oktoberfest jetzt das zum Scheitern verurteilte, zeitweilige Einfrieren der MVV-Tarife. Was fällt Bürgermeister Schmid als nächstes ein? Vorschlag: bei der OB-Wahl 2020 Deckelung oder Einfrieren der Stimmanteile des CSU-Kandidaten auf der Höhe des Wahlergebnisses 2014. Könnte klappen. Stefan Zotschew, Hebertshausen

So war's schon immer

Soweit ich mich zurückerinnern kann, und das geht bis auf die erste Nachkriegs-Wiesn zurück, gab und gibt es um den Bierpreis auf der Wiesn immer wieder erregte Debatten: So zum Beispiel die "Prognose", wenn das Wiesnbier für eine Mass einmal 5 DM kosten wird, geht niemand mehr auf die Wiesn! Der Bierpreis wurde sogar teurer als fünf Mark, und gesoffen wurde mehr denn je. Und so war es immer, und so wird es auch immer sein. Auch wenn der Bierpreis einmal bei 15 Euro für die Mass sein sollte. Ein für die Bedienung "einträglicher Bierpreis" wäre dann 14,50 Euro, das heißt, 50 Cent zusätzliches Trinkgeld sollte wenigstens drin sein. Und das wird immer wieder so weitergehen. Ludwig Stemmer, München

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© SZ vom 23.05.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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