Im Trend: Junggesellenabschiede:Ein letzter wilder Abend

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Bevor man unter die Haube kommt, soll nochmal ordentlich gefeiert werden. Zwei Münchner organisieren Junggesellenabschiede für Männer und Frauen. Über die Wünsche der Kunden und ob es hinterher schon mal Probleme mit dem oder der Zukünftigen gab.

Christina Warta

Junggesellenabschiede kommen wieder in Mode - nicht erst seit dem Erfolg der Kinokomödien "Hangover" und "Hangover 2": Der Brauch, vor der Hochzeit einen letzten wilden Abend mit Freunden zu verbringen, erlebt eine Renaissance - bei Männern wie bei Frauen. Der Münchner Christian Keller, 36, hat daraus eine Geschäftsidee geboren. Unter dem Motto "Party Kings" und "Party Queens" organisieren Keller und sein Kompagnon Michael Braun Junggesellenabschiede für Männer und auch Frauen.

Die einen wollen nach Riga, andere lieber nach Barcelona. Den Junggesellenabschied wollen immer mehr Männer und Frauen ordentlich feiern. Zwei Münchner organisieren diese letzte große Fete in Freiheit. (Foto: Hitze-Party auf Mallorca/ddp)

Wie sind Sie denn auf diese Unternehmensidee gekommen?

Mein eigener Junggesellenabschied war sehr bescheiden und einfallslos...

...also langweilig?

Genau. Mich haben Jungs abgeholt, wir sind in die gleichen zwei Kneipen gegangen, in denen wir zuvor schon hundert Mal waren. Das ist mir nicht besonders in Erinnerung geblieben. Parallel dazu hat ein Freund berichtet, dass in England Junggesellenabschiede meist im Ausland gefeiert werden. Wir haben diese Idee weitergesponnen und uns gedacht, dass eigentlich auch hier ein riesiges Potential dafür vorhanden sein müsste. Und die Vermutung war richtig.

Wie war die Resonanz am Anfang?

Am Anfang war es schwer, da niemand wusste, dass es uns gibt. Wir haben eine Homepage aufgebaut und versucht, bei Google nach oben zu kommen. Im ersten Jahr hatten wir 20 Buchungen, im zweiten 60 und in diesem Jahr sind wir schon bei 150 Gruppen. Mittlerweile kommt auch die Mund-zu-Mund-Propaganda dazu. Wir haben einen Kunden, der demnächst zum vierten Mal Trauzeuge ist - weil alle so begeistert von den Junggesellenabschieden sind. Die Trauzeugen haben ja den größten Aufwand, aber wir nehmen ihnen die meiste Arbeit ab.

Im Grunde ist Ihre Firma eine Trauzeugen-Hilfs-Agentur.

So kann man's nennen. Wir bieten eine Rundumversorgung. Bei allen Aktivitäten ist eine ortskundige Person von uns dabei, die als Ansprechpartner zur Verfügung steht. So können sich die Leute auf das Feiern konzentrieren und nicht auf die Organisation. Ausnahme ist die Anreise, um die muss sich die Gruppe selbst kümmern.

Immer öfter feiern auch Frauen Junggesellinnenabschiede...

Wir haben mit den Frauen-Angeboten ein Jahr später begonnen, weil wir dachten, dass das Thema vor allem die Männer betrifft. Aber das stimmt nicht. Mittlerweile werden 40 Prozent der Reisen von Frauen gebucht, obwohl das Angebot noch nicht so groß ist wie für die Männer. Was das Nachtprogramm angeht, stehen die Frauen den Männern übrigens in nichts nach.

Was meinen Sie damit?

Sie lassen sich gerne mit einer Limousine abholen samt Strip-Show, genau wie die Männer, bevor sie durch die Kneipen ziehen.

Erstaunlich. Die meisten Ziele ihrer Agentur liegen in Osteuropa. Hat das einen Grund?

Das Preisniveau ist einfach noch niedriger als bei uns. Nach Riga fahren beispielsweise nur Männergruppen. Frauen reisen lieber nach Barcelona.

Bei Ihren Junggesellenabschieden ist Ungewöhnliches geboten. Aber mal ehrlich: Bucht denn tatsächlich jemand das Kalaschnikowschießen in Bratislava?

Für Frauen ist Kalaschnikowschießen nicht ganz so attraktiv, aber von Männern wird das durchaus angenommen.

Und Schlammcatchen?

Wir haben das nicht in allen Städten, aber da, wo wir es anbieten, ist es der Topseller. Das ist eine Männerfantasie und ein Riesenspaß, weil der Junggeselle irgendwann mitmachen muss.

Junggesellenabschiede sind allerdings auch berüchtigt für hemmungslosen Alkoholkonsum. Ist das nicht ein Problem?

Toitoitoi, bislang nicht. Wir hatten bislang zwei brenzlige Situationen, aber noch nie ein echtes Problem. Unsere Guides gehen immer dazwischen und schlichten in der Landessprache.

Und haben Sie hinterher schon mal Probleme mit dem oder der Zukünftigen bekommen?

Nein, auch nicht. Bisher wollten noch alle heiraten. Wir wollen die Pärchen ja nicht auseinanderbringen, und bei uns passiert auch nichts Anrüchiges. Die Partner wissen in der Regel sowieso, wo der andere hinfährt. Es geht einfach um ein tolles Party-Wochenende vor der Hochzeit - und dass man hinterher ohne Wenn und Aber "Ja" sagen kann.

© SZ vom 24.06.2011 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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