Im Sportausschuss:Überraschende Wende

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Wegen der angespannten Haushaltslage ist die Zukunft der Olympia-Ruderregattastrecke nun doch wieder ungewiss. Die geplante, millionenschwere Sanierung der Anlage ist nur noch eine von mehreren Optionen

Von Dominik Hutter

Die Zukunft der maroden Olympia-Ruderregattastrecke im Münchner Norden ist nun wieder völlig ungewiss. Mit Verweis auf die Haushaltslage "degradierte" der Sportausschuss des Stadtrats das millionenteure Sanierungskonzept von Sportamts-Chef Thomas Urban zu einer von drei möglichen Varianten. "Wir wollen nicht eine Variante in Stein meißeln, bei der wir nicht wissen, welche Kosten sie verursacht", sagte CSU-Sportsprecherin Kristina Frank über das Konzept, bei dem die 1972 eröffnete Anlage für den Leistungssport erhalten bliebe. Nun wird parallel geprüft, ob abgespeckt werden kann: mit einem reduzierten Ausbau allein für den lokalen Breitensport, große nationale und internationale Wettbewerbe wären dann nicht mehr möglich. Denkbar sei aber auch die Umwidmung in ein reines Freizeitareal. Gummi- statt Sportboote sozusagen. Kanuten und Ruderer müssten sich dann nach einer neuen Sportstätte umsehen.

Grünen-Stadträtin Jutta Koller reagierte entsetzt auf den Änderungsantrag, den CSU und SPD gemeinsam eingebracht hatten. "Damit bin ich sehr unglücklich." Die Ruderregattaanlage müsse unbedingt für Kanuten und Ruderer erhalten bleiben, auch für die Profis. Es handle sich um einen "Prüfantrag", versuchte SPD-Kollegin Verena Dietl zu beruhigen. Man wolle sich einfach mehrere Optionen offenhalten. Sowohl SPD als auch CSU machten jedoch deutlich, dass der klare Favorit weiterhin das Konzept des Sportamts und damit der Erhalt als internationale Wettkampfstätte sei.

Die Olympia-Ruderregattastrecke genießt den Ruf als eine der besten Anlagen dieser Art weltweit. Nach Auskunft des Sportamts ist die Auslastung sowohl beim Spitzen- als auch beim Breitensport hervorragend. In den vergangenen Jahren seien zahlreiche namhafte Wettbewerbe auf dem 2200 Meter langen Wasserbecken ausgetragen worden, darunter im Juli 2014 die Euro Masters Regatta, mit 2000 Startern aus 32 Nationen die weltweit größte Ruderveranstaltung dieser Saison. Vereine, Verbände und Sporteventagenturen hätten im laufenden Jahr rund 25 Veranstaltungen im Münchner Norden organisiert, mehr Kapazität biete die Anlage nicht mehr.

Das Sportamt hatte daher ein Sanierungskonzept empfohlen, das den Interessen sowohl des Spitzensports als auch der Vereine und Eventagenturen gerecht wird. In ihrem aktuellen baulichen Zustand sei das Ensemble nur noch etwa fünf Jahre nutzbar. Die Tribüne weise massive Schäden auf und müsse schon seit geraumer Zeit regelmäßig überprüft werden. In den 54 Betten im Obergeschoss der Bootshäuser dürfe nur noch übernachtet werden, wenn zwei Brandsicherheitswachen die ganze Nacht über aufpassen - der Brandschutz entspricht nicht den Richtlinien.

Urban hatte deshalb empfohlen, rund 17 bis 20 Millionen Euro zu investieren, um die Anlage langfristig zu erhalten. Dafür sollte die Tribüne von 9500 auf 4500 Plätze verkleinert werden. Eine Sporthalle soll es weiterhin geben, ebenso einen Lauf- und Ergometerraum. Die Bootshäuser sollen entweder saniert oder neu gebaut werden - dann allerdings ohne Übernachtungsmöglichkeiten. Die könnten möglicherweise in einem neuen Schullandheim geschaffen werden, das die Stadt auf dem Gelände errichten will. Möglicherweise als "Schwimmschullandheim" in Kooperation mit dem Hallenbad der nahen Stadt Dachau. Das wachsende München benötige ohnehin ein neues Schullandheim.

© SZ vom 03.12.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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