Hotels im Test (12): Maximilian Munich:Servus, Griaßdi, how are you?

Lesezeit: 3 min

Ein kleines, feines Vier-Sterne-Haus mitten in der City, in dem es angenehm kosmopolitisch zugeht. Ohne Speisekarte, dafür mit einem gewieften Kochkellnerbarmann: "Es gibt, was es gibt."

Lennard und Thomas Becker

Was haben wir dieses Hotel verflucht. Monatelang. Von morgens um sieben an. Auch am Samstag. Ein dreiviertel Jahr Baustelle. Direkt vor unserer Nase. Höllenlärm und dicker Staub auf unserem schönen Balkon. Das Maximilian Munich Apartments & Hotel wurde renoviert, generalsaniert, aufgehübscht. Selbst betroffene Nachbarn müssen zugeben: Das hat sich rentiert.

Kein Hotel für eine Nacht

Das kleine, feine Vier-Sterne-Hotel mit den 54 Apartments und den schicken Gartenhäusern liegt mitten in der Münchner Altstadt, im Dreieck Maximilianstraße, Isartor, Marienplatz. Es ist kein Hotel für eine Nacht. Seit 14 Jahren ist es ein Apartment-Haus. Die meisten Gäste sind sogenannte Longtimer: Menschen, die einen Monat oder gar ein Jahr bleiben. Die an zeitlich befristeten Projekten arbeiten, Saisonverträge haben oder ein Gastspiel an der benachbarten Oper oder den Kammerspielen geben. Heraus kommt dabei eine Art Luxus-WG mit angestelltem Koch plus Weinkeller, dafür aber ohne Streit um den Putzplan.

Wie es hier aussieht? Prima. Fangen wir vorne an: Die Eingangstür ist ein Kunstwerk aus dem Jahr 1853, die sanft zum Garten hin abfallenden Parkettdielen im modern beleuchteten Entree ebenfalls. Ein paar Treppenstufen führen zur Rezeption - und schon steht man auch an der Bar und fast im Speisesaal, mitten in der Maximilianfamilie. Thomas Zwink, Koch, Kellner und Barmann in einer Person, ruft uns ein fröhliches Hallo zu und schon haben wir einen Prosecco und einen Kinder-Prosecco (Holundersaft) in der Hand - willkommen im Maximilian Munich!

Eigentlich würden wir uns am liebsten gleich vors künstliche Kaminfeuer oder in den Wintergarten hocken und schön bekochen lassen, aber dafür sind wir zu neugeurig auf die Zimmer - und sechsjährige Jungs können ganz schön neugierig sein. Ein paar Schritte durch den lauschigen Garten, vorbei am plätschernden Brünnlein, da drüben ist unser eigener Balkon.

Wir wohnen heute nicht im Haupthaus, sondern in einer der Rosengarten-Suiten im ersten Stock des Gartenhauses: 85 Quadratmeter Platz zum Wohlfühlen, Ostereier-Nest (jaja, wir sind spät dran mit dem Text) samt Überraschungseiern inklusive. Die Einrichtung: geschmackvoll, modern, Nussbaummöbel, Flatscreen, knatschrotes Ledersofa, edele Küchenzeile, großer Balkon, moderne Kunst an der Wand, überall Blumen. Die Bücherregale sind nur dezent gefüllt - der Gast soll gerne Eigenes mitbringen, wenn er länger bleibt. Im Bad wähnt man sich in einer Design-Ausstellung, das Schlafzimmer hat etwas Zwingendes, Unwiderstehliches.

Gerade noch rechtzeitig überkommt uns der Hunger. Nix wie runter zu Thomas, dem Kochkellnerbarmann. Ob wir mal in die Speisekarte schauen könnten? "Nö." Wie, nö? "Karte gibt's nicht", sagt der, "es gibt, was es gibt." Aha. Und was gibt's? "Auf was habt ihr denn Lust?" So funktioniert das hier also. "Die Leute kommen zu mir und sagen: Feed me, Thomas! Und dann bastele ich was." Ah ja, dann wollen wir Fisch mit Reis und - tja, keine Ahnung. "Soll ich mal ein Steak machen?", fragt der Kochkellnerbarmann. "Entrecote, bayerische Qualität, bissl Gemüse drumherum?" Aber gerne doch.

Ab ins Magnetbett

Es ist nicht allzu viel los, das Restaurant ist nur für Hotelgäste geöffnet. Das Licht unter der hellen Kassettendecke: gedämpft, viele Kerzen. Ganz dezenter Bar-Jazz-Sound. An der Theke unterhalten sich ein paar Stammkunden; es geht mehrsprachig zu: Servus, Griaßdi, how are you?

Bei uns am Tisch geht's los: Brot mit Oliven, Salz und Öl. Kurz darauf: Büffelmozarella, Grauburgunder dazu. Tolle Sache. Derweil hören wir das Entrecote in der Pfanne bruzzeln. Eine alarmrote Schinkenschneidemaschine steht dekorativ zwischen Wintergarten und "Speisesaal" - es ist in der Tat eine sehr familiäre Atmosphäre. Aber keine Angst: Es muss niemand den Müll runterbringen.

Dann kommt das Steak. Dazu: Beluga-Linsen, Bohnen und ein Cuvee 2006 aus der Pfalz, Schneider Ursprung - ein perfektes Ensemble. Danach: Zitronenkuchen mit Erdbeersauce und Maracuja-Eis. Noch Fragen?

Nein, aber auch die ungestellten werden beantwortet. Plötzlich steht unser Kochkellnerbarmann wieder da und hat eine Tupperware in der Hand. Darin: "Feinstes Entrecote, aus Schwaig bei Straßlach." Na dann. Wir fühlen uns bedient, aufs Allerbeste. Keine Chance mehr auf Spa, auch wenn's noch so verlockend aussieht. Nur noch ab durchs Gärtchen, vorbei am Brünnlein, hoch in die Suite, ins Magnetbett. Schön hier.

Zur Zeit haben wir übrigens wieder Baustelle. Direkt neben uns. Von morgens um sieben an. Auch am Samstag. Krach ohne Ende. Staub, dass es der Sau graust. Wir fluchen ausgiebig. Hoffentlich rentiert sich's wieder.

© sueddeutsche.de - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: