Hotel "Maximilian's":Augsburgs Pech mit Namen

"Mit Maximilian's in die Zukunft" (6. August) über die geplante Umbenennung des Augsburger Hotels "Drei Mohren":

Einen Judenvertreiber ehren? - Die "drei Mohren", die bislang im Namen eines Augsburger Hotels standen, sollen abessinische Wandermönche gewesen sein, also anständige Leute. Statt dessen wird nun Kaiser Maximilian I. der neue Namensgeber jener Herberge. Da kann man sich nur wundern.

Besagter Maximilian hatte zwar durchaus Verdienste bei der Reichsreform. Zugleich aber war er das Gegenteil dessen, was heute als verehrungswürdig gilt. Ausdrücklich ermächtigte er Inquisitoren zur sogenannten Hexenverfolgung und stattete diverse Städte und Gebietskörperschaften mit dem "privilegium de non tolerandis Judaeis" aus, nämlich mit der Genehmigung, die Juden zu vertreiben. Zugleich bereicherte er sich an deren beschlagnahmten Immobilien. Dort, wo noch Juden verblieben, quälte er sie mit Sondersteuern, die der Finanzierung diverser Angriffskriege dienten.

Über die Opfer spricht heute niemand mehr. Wegen seines ausschweifenden Lebensstils und seiner militärischen Abenteuerlust hinterließ dieser Kaiser dem Reich einen riesigen Schuldenberg, den abzutragen die Steuerzahler rund 100 Jahre brauchten.

Ausgerechnet dieser Mann ersetzt jetzt drei untadelige "Mohren" als Hotel-Namensgeber - mit der absonderlichen Begründung, man wolle sich damit "für die Zukunft rüsten". Tatsächlich sollte man sich besser für eine neue Namensdiskussion rüsten, wie in Berlin, wo man die Mohrenstraße in Glinkastraße umbenennen wollte, bis man entdeckte, dass der russische Tondichter auch antisemitisch komponierte.

Der ganze Streit um Straßen- und Hotelnamen trägt zuweilen Züge des Absurden.

Harald Neubauer, Weitramsdorf

© SZ vom 08.08.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: