Hortplätze:Erst Schule, dann Betreuung

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Eine Befragung zeigt, worauf Eltern von Schulkindern Wert legen

Von Melanie Staudinger

Die Mehrzahl der Münchner Eltern von Erstklässlern hat eine klare Vorstellung davon, wie der Unterricht ihrer Kinder aussehen soll: Sie bevorzugen die klassische Halbtagsschule mit anschließender Mittags- oder Nachmittagsbetreuung inklusive einer Hausaufgabenbetreuung. Das geht aus der Elternbefragung zum Thema "Ganztägige Betreuung der Schulanfänger" hervor, die das Bildungsreferat am Mittwoch im Bildungsausschuss des Stadtrats vorgestellt hat. Gut 16 000 Fragebögen versandte die Stadt an Eltern der jetzigen Erstklässler, 40 Prozent der Angeschriebenen antworteten. Für das Bildungsreferat zeigt diese relativ gute Beteiligung das hohe Interesse an der ganztägigen Betreuung. 54 Prozent der Familien wünschen sich demzufolge einen Hort- oder Mittagsbetreuungsplatz nach den Schulstunden am Vormittag. Immerhin 35 Prozent der Befragten gaben an, dass sie ihr Kind gerne in eine Ganztagsschule schicken würden, in der sich Unterricht, Spiel und Erholung am Vormittag und am Nachmittag abwechseln. Hier offenbart sich das größte Defizit in der Grundschulbetreuung. Denn nur etwa jeder zehnte Grundschüler besucht eine rhythmisierte Unterrichtsform, alle anderen eine reguläre Halbtagsgrundschule.

Dies bedeutet allerdings nicht, dass diese Kinder dann gar keine Betreuung haben. Sie erhalten zumeist in anderen Betreuungsformen einen Platz. Jeder vierte Grundschüler besucht eine der meist privat organisierten Mittagsbetreuungen, knapp 28 Prozent der Kinder gehen in einen Hort, der von der Stadt oder einem freien Träger betrieben wird. Knapp zehn Prozent der Kinder sind in einem Tagesheim angemeldet. Zwei Prozent gehen in eine heilpädagogische Tagesstätte oder eine Eltern-Kind-Initiative. Immerhin noch 25 Prozent der Kinder gehen nach dem Vormittagsunterricht nach Hause. Die Angebote unterscheiden sich zum Teil beträchtlich voneinander. So benötigt die Hälfte der Eltern von Montag bis Donnerstag Öffnungszeiten bis 17 Uhr, am Freitag wünscht sich dies noch fast jeder Dritte. Doch nur Horte decken diesen Zeitraum während der Schulzeit und in den Ferien ab. Mittagsbetreuungen und Ganztagsklassen schließen im Schuljahr eher und sperren in den Ferien meist komplett zu.

Das Bildungsreferat will die Betreuung ausbauen und an den Bedarf der Eltern anpassen. Denn momentan suchen 87 Prozent der Grundschuleltern ein ganztägiges Angebot, der Versorgungsgrad liegt stadtweit aber erst bei 78 Prozent und variiert zwischen den einzelnen Stadtteilen teilweise deutlich. Ein gutes Angebot finden Eltern beispielsweise im Lehel vor, wo es rechnerisch für 87 von 100 Kindern zwischen sechs und zehn Jahren einen Platz in einer Betreuungseinrichtung gibt. Auch in der Ludwigsvorstadt und der Isarvorstadt sowie in Schwabing West (je 85 Prozent), in Obergiesing (84 Prozent) und in der Maxvorstadt (82 Prozent) ist die Lage gut. In Laim, Allach und Untermenzing bekommen dagegen statistisch nur zwei von drei Kindern einen Platz, Schlusslichter sind Milbertshofen und am Hart mit einem Versorgungsgrad von 64 Prozent.

Neben dem Ausbau ist den Eltern laut der Befragung vor allem wichtig, dass ihre Kinder in der ganztägigen Betreuung selbständiges Lernen üben (95 Prozent), die Hausaufgaben unter Aufsicht erledigen, in kleinen Gruppen üben und sie Mittagessen erhalten (je 94 Prozent). Auch das Angebot von Sport, Kunst und Musik (92 Prozent) beeinflusst die Entscheidung. Nur 50 Prozent orientieren sich bei der Auswahl einer Einrichtung an der Höhe der Gebühren.

© SZ vom 15.09.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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