Holz- und Kaminöfen in Ballungsräumen:Umweltschädlicher Luxus - oder Ausweg zu Öl und Gas?

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Das gemütliche Feuerchen daheim ist auch für SZ-Leser ein kontroverses Aufreger-Thema geworden

Leserbriefe zum Artikel "Giftige Gemütlichkeit" vom 10./11. November:

Politik ist gefragt

Die SZ hat mit ihrem Bericht ins Schwarze getroffen: Die Feinstaub- und Geruchsbelästigung, die von Holzöfen und Kaminen ausgeht, ist immens. Hinzu kommt nicht nur in den Sommermonaten die Nutzung von Feuerschalen und offenem Feuer im Freien, die zudem massiv beworben wird. Die bestehenden rechtlichen Regularien sind völlig unzureichend, es gibt derzeit keine Möglichkeit der Kommunen und Landratsämter, dagegen einzuschreiten. Ein Anruf bei der Stadt München ergab, dass die Immissionsschutzgesetze hierfür keine Handhabe bieten und lediglich Abwehransprüche nach privatem Nachbarrecht bestehen. Man muss es beim Namen nennen: Die Nutzung von Feuerschalen, offenem Feuer, Kaminen und Holzöfen ist ein äußerst umweltschädlicher Luxus. Und bei Nachbarn, die den Feinstaub und die Geruchsimmissionen erdulden müssen, macht man sich damit auch keine Freunde. Bei Inversionswetterlagen ist es noch schlimmer, da spürt man die Staubpartikel förmlich. Es ist höchste Zeit für die Politik zu handeln. Peter Schubert, München

Unabhängig mit Holz

In schöner Regelmäßigkeit erscheinen in überregionalen Zeitungen Artikel, die das Problem der Feinstaubbelastung durch Holzbeheizung thematisieren, wohl mit dem Ziel, Stimmung gegen diese Heizart zu machen und die Politik zum Handeln zu bewegen. Hierzu ist es natürlich förderlich, wenn man Holzöfen ausschließlich als "Villenheizungen" und trendige Gemütlichkeitsaccessoires darstellt, die reiner Luxus und mithin überflüssig sind. Nun soll hier das Problem nicht kleingeredet werden, unredlich ist es dennoch zu unterschlagen, dass es auch noch andere Gründe pro Energiequelle Holz gibt: Der seit 2000 deutlich und zwischenzeitlich sogar rapide gestiegene Preis für Öl und Gas spielt hier eine Rolle und weckt den Wunsch, sich auch im Wissen um die Endlichkeit der fossilen Ressourcen davon zu "entkoppeln". Darüber hinaus mag auch die Frage eine Rolle spielen, wohin die Energie-Euros künftig fließen sollen: In die Taschen der Oligarchen im Osten, in die vollen Kassen der Ölmultis oder doch zu den Waldbesitzern in der eigenen Region? Michael Zirlik, Röthenbach

Rechtlich nichts zu machen

Ihr Beitrag zur Schädlichkeit von Holzöfen wird Vielen aus der Seele sprechen. In Nürnberg kommt noch eine Absurdität hinzu: Wir leben in Langwasser, einem großen Stadtteil mit gut funktionierender Fernheizung. Während Zusatzkamine früher verboten waren, sind sie seit einigen Jahren erlaubt, am vielen Hauswänden schießen zusätzliche Außenkamine für Holzfeuerung (sogenannte Komfortkamine) nach oben. Im ungünstigen Fall ist die Kaminöffnung nur Meter vom Schlafzimmerfenster des Nachbarn entfernt. Der Umweltreferent (Grün) der Stadt sagt, er könne nichts machen. Heinz Werner, Nürnberg

© SZ vom 19.11.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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